«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

6/06/2012

coincidences

ja und manchmal verbindet sich doch der alltag mit der akademischen recherche. als ich heute mittag den cinéma-teil der libération aufschlug, stieß ich auf einen artikel über den film "fingers" von james toback, von 1987, der in frankreich (bzw. paris) gerade neu in die kinos kommt. das drehbuch des films war die genaue vorlage für "de battre mon coeur s'est arrêté" von jacques audiard (2005). ein großartiger und sehr junger harvey keitel (den ich gerade ergraut als scout-chef in wes andersons "moonrise kingdom" wiederentdeckte) spielt hier den mafioso-sohn jimmy angelelli, der das familiengeschäft übernehmen soll und zwischen agressiven wutausbrüchen und virtuosem klavierspiel mit leichter bach-obsession oszilliert. wie in audiards version gibt es einserseits eine komplexe vater-sohn geschichte und andererseits die beziehung zur klassischen musik, verkörpert durch die mutter, die bei audiard früh verstorben ist und bei toback in der psychatrie ist. beides folgen ihres lebens als pianistin, bzw. ihres misserfolgs in diesem leben.
harvey keitel, in "fingers"
das detail, das bei der figur thomas in der französischen version fehlt, ist der kassettenrekorder als ständiger begleiter von jimmy, aus dem ununterbrochen 50er jahre songs drängen und seine ständig präsente und wenig unterdrückte agressivität vertonen und diese auf unangenehme weise, für den zuhörer nervtötend, steigern. die gespaltene persönlichkeit, die hier in tobacks erstem film dargestellt wird, findet sich später und aktueller in serien wie den sopranos wieder, in der tony soprano ebenfalls mit einer leicht gespaltene und schizophrenen gesinnung zu kämpfen hat. jimmys psychater ist allerdings das klavier.

zusatz/ajout: je comprends mieux maintenant, aujourd'hui est sortie la version restaurée du film. jetzt verstehe ich das ganze besser, denn heute kam die restaurierte version des films heraus.