«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

10/16/2016

she believed in movement

I believe in movement. I believe in that lighthearted balloon, the world. I believe in midnight and the hour of noon. But what else do I believe in? Sometimes everything. Sometimes nothing. It fluctuates like light flitting over a pond. I believe in life, which one day each of us shall lose. When we are young we think we won't, that we are different. As as child I thought I would never grow up, that I could will it so. And then I realized, quite recently, that I had crossed some line, unconsciously cloaked in the truth of my chronology. How did we get so damn old? I say to my joints, my iron-colored hair. Now I am older than my love, my departed friends. Perhaps I will live so long that the New York Public Library will be obliged to hand over that walking stick of Virginia Woolf. I would cherish it for her, and the stones in her pocket. But I would also keep on living, refusing to surrender my pen. (p.smith)

8/10/2016

vom leben ein lauf *

Wisława Szymborska: Das Schreiben eines Lebenslaufs
Was ist zu tun?
Ein Antrag ist einzureichen,
dazu ein Lebenslauf.
Ungeachtet der Länge des Lebens
hat der Lebenslauf kurz zu sein. Geboten sind Bündigkeit und eine Auswahl von Fakten.
Die Landschaften sind durch Anschriften zu ersetzen
labile Erinnerungen durch konstante Daten.
Von allen Lieben genügt die eheliche,
nur die geborenen Kinder zählen.
Wichtig ist, wer dich kennt, nicht, wen du kennst.
Reisen, nur die ins Ausland.
Zugehörig wozu, aber ohne weshalb.
Preise, ohne wofür.
Schreibe, als hättest du niemals mit dir gesprochen
und dich von weitem gemieden.
Umgehe mit Schweigen Hunde, Katzen und Vögel,
den Erinnerungskleinkram, Freunde und Träume.
Es gilt der Preis, nicht der Wert,
der Titel, nicht dessen Inhalt,
die Schuhgröße, und nicht wo
der Mensch, für den man dich hält, hingeht.
Dazu eine Fotografie mit entblößtem Ohr.
Wichtig ist seine Form, nicht, was es hört.
Was es hört?
Das Knirschen des Papierwolfs.
(Pisanie ż yciorysu, 1986)
Aus: Wisława Szymborska. Die Gedichte. Hrsg. und übertragen von Karl Dedecius.
Frankfurt (Main): Suhrkamp1997
gefunden, HIER nicht nur deshalb, sondern auch wegen und weil

6/27/2016

memories - building new ones

a sunday full of memories, old ones and new. I exchanged my hair (past and future) for a wonderful, mirroring photography of a lake, I exchanged an old black and white photography from a flea market showing three sisters (or two women and a men possibly?!) against a drawing from a brother and a sister fighting (or hugging each other, as I see it) and I exchanged a lost and "filled with memory" key from China against another fine black drawing playing with light and shadows. and then, so many other things happened. this is for the future...
       from left to right: drawing by Amandine, photography by Livia Noll and Kai Becker and drawing by Barbara Cousin


4/22/2016

full moon rising anywhere


i felt the full moon rising this morning on my way to class at studio laborgras and the decision when coming out to call our next workshop: How to be wrong? How do you allow yourself to fail, to fall and to be open to new potentials and new momentums?

3/20/2016

how to write about nothing?

that's the first question patti smith asks herself at the beginning of her book m train.



than she continues wandering around, around cafés, around life, around words and a lot of deep black coffee and beyond, especially beyond...

3/14/2016

light

it's one of those days when you suddenly realize that from now on there is more light again ... 

3/12/2016

There’s no angst anymore.

“I don’t enjoy observing people as much as I used to. Everyone acts like they’re on stage. People used to come to The Village sheepishly. Nobody was sure if they belonged. We didn’t know if we were artists. These days everyone walks around like they’re contributing something. There’s no angst anymore. There’s too much certainty. And that’s a shame. Because all the best art comes from people who feel like they don’t belong. Art is a way of proving your existence. When I was a young man, a person that I respected told me that I was an artist. It was one of the worst things that could have happened to me. I stopped walking into museums or galleries with a sense of awe. I walked in feeling like an ‘artist.’ My arms would be crossed. If I liked a piece, it was ‘good.’ If I didn’t like a piece, it was ‘bad.’ I didn't feel vulnerable anymore. I lost my humility. And that’s when growth stops.”

© Humans of New York

2/22/2016

die geträumten



Ich hab Dich heute lieb und so gegenwärtig. Das will ich Dir unbedingt sagen, – damals hab ich es oft nicht getan.
Sobald ich Zeit habe, kann ich auf ein paar Tage kommen. Würdest Du mich auch sehen wollen? – Eine Stunde, oder zwei.
Viel, viel Liebes! Deine
Ingeborg.

Diese Zeilen schrieb Ingeborg Bachmann einst an Paul Celan, 1948, in einem Briefwechsel, der so  schwer wie leidenschaftlich werden sollte, obwohl die zwei nur eine ungefähr dreimonatige "Liebesbeziehung" geführt haben. Dieser Briefwechsel wurde gerade verfilmt, gelebt im Dialog und gelesen, als gäbe es kein Morgen mehr. Ruth Beckermanns Film erscheint spannender als jede Fiktion, die Stille Darstellung der Aufnahmen im Funkhaus in Wien ziehen einen ebenso in den Bann, wie es die Texte beider tun. Etwas fassungslos und kraftlos ob der Zerreißproben dieser unmöglichen, quasi virtuellen Liebesbeziehung, verlässt man den Kinosaal, aber mit dem Wunsch, das nächste Stück Papier mit Worten zu füllen. (ebenso wie diese Seiten lange wortlos blieben, 2 Monate nach Jahresbeginn, 2016, es is beinahe März, in Berlin schneit es, wieder)

10/15/2015

Altes über Neues, Foto auf Malerei, Papier auf Plastik, Pop-Art auf Jugendstil, Benoît Hermans, ein niederländischer Künstler, liebt den Eklektizismus und er hat keinen Eintrag auf Wikipedia, das macht ihn gleich noch viel interessanter!
Du vieux sur du neuf, photo par dessus peinture, papier et plastique, Pop-Art détournant Art Nouveau, l'Artiste néerlandais Benoît Hermans aime l'éclectisme et il n'a pas encore d'article sur Wikipedia, ce qui le rend d'autant plus intéressant!
Imitatio Nietzsche, 2004, diverse materialen, 38 x 63 cm

8/17/2015

8/13/2015

stille filme

"Ein Film soll, sagt er, ein Bedürfnis befriedigen.
Das, was seine Filme verbindet, sagt Wenders, ist, dass sie mit dem Leben etwas zu tun haben. Denn nur so können sie nützlich sein. 'Aber die Leute gehen nicht mehr ins Kino, um etwas zu sehen, das was mit ihrem Leben zu tun hat, sondern weil sie etwas sehen wolllen, das mit ihrem möglichst nicht zu tun hat.' " (SZ Magazin 32, 2015)

Wenders wird morgen 70, Yamamoto trägt er angeblich immer noch gerne. Ein Mann, der sich glaube ich auch gut mit Maya Deren verstanden hätte, zumindest was die Zeit anbetrifft, ihre Charaktere sind Lichtjahre voneinander entfernt. Aber zumindest über die ZEIT sind sie sich einig, die würden sie gerne schneidern und montieren können.

8/06/2015

***

Et si ma soeur (tout dit, tout dit)
Tu donnes en joug ton coeur (tout dit, tout dit)
Oh ma soeur prend garde (tout dit, tout dit)
Ne dis pas tout (tout dit, tout dit)
Ou tu mourras d'ennui (tout dit, tout dit)
Camille, Tout dit

7/28/2015

gravity

from gradiva to gravity, from walking to falling, it's just one step. how much movement do you need to evoke dance, how much stillness can there be, without stoping the movement?
Still/movie for MOTHER
THE BIRTH OF GRAVITY

Directed and photographed by Yuriko Takagi
Cast : Masumi Saito
Editing : Yuriko Takagi, Hayato Ichimura
Sound design : Hayato Ichimura
Music : Michiyo Yagi
Production : Papalagi Cinema

Special thanks : Nakanojyo Town + Kate Friend

7/10/2015

gradiva - or how to walk


Römisches Basrelief aus dem 4 Jh vor Christus
Gradiva war diejenige mythologische Gestalt "die vorwärts läuft". Ihre Haltung ist durch Kontinuität geprägt, ein Fuß ist bereits vorgesetzt, der andere berührt nur mit dem großen Zeh noch den Boden. Ihr Streben ist vorwärtsgerichtet, als schwebe sie über dem Boden.

6/27/2015

Arriving&Departing (In-Between) Falling

between and        

2 weeks of Choreographic Workshop-Lab with Keith A. Thompson at Studio LaborGras, Berlin
Steve Paxton and Nancy Stark Smith ... falling 1979

6/23/2015

gelesen und ...

Xu Lizhi war Wanderarbeiter bei der chinesischen Firma Foxconn, wobei Firma vielleicht noch das geschönte Wort ist. Er entschloss sich für ein Leben in der Stadt, zog fort und hin und jeder Schritt brachte ihn tiefer, im Lieben, aber auch in seiner Poesie, in der er sich als einzigem wiederfand. Der 24 jährige nahm sich am 30. September 2014 das Leben und sprang aus einem Fenster eines Einkaufshauses, das, im Gegensatz zu vielen anderen, noch nicht mit einem Sicherheitsnetz umzäunt war, wie ein Zoo, in dem die Wärter die verschreckten Tiere vor der Flucht bewahren wollen. Licht sprang und fand wieder zu sich selbst, eine traurige Wahrheit, die am Wochenende in einer Reportage in de SZ zu lesen war. Die Umstände in den chinesischen Großkonzernen, in denen wir unser Apples und iPhones fabrizieren lassen, sind mir durchaus bekannt, aber daran denken tut man nicht ständig, erst recht nicht beim nächsten Kauf. Da muss einen dann erst das Wort wieder aufrütteln und verstummen lassen.
Wenn ich so etwas lese, möchte ich, und das klingt naiv, die Revolution anzetteln oder im Boden versinken und den Kopf schütteln. Ein Gefühl von taubem Unverständnis, das einen lähmt und von Ärgernis, die einem Kraft gibt. Und durch das Unverständnis fühlt man sich auf einmal auch wieder mit der Welt verbunden, erwacht aus den Gedankenwelten, in denen man sich üblicherweise befindet, aus den Welten, in denen man arbeitet oder lebt. Diese sind gut und wichtig und auch notwendig, damit eine Welt so funktioniert, wie sie funktionieren kann oder könnte, aber plötzlich fühlt man sich hilflos oder ohnmächtig allem gegenüber, möchte Fragen stellen, Antworten hören und eigentlich nochmals Fragen stellen, da die meisten Antworten keine Antworten sind, sondern nur Aufschübe.

Ich schluckte einen eisernen Mond
Sie nennen es eine Schraube
Ich schluckte die Fabrikabwässer
Die Arbeitslosenpapiere
Die Jugend, vor die Maschinen gebückt
Stirbt vor ihrer Zeit
Ich schluckte die Schufterei
Ich schluckte das verrostete Leben
Jetzt kriege ich nichts mehr runter
Alles, was ich geschluckt habe
Quillt aus meinem Rachen hervor
Ergießt sich über dem Land meiner Vorfahren
In ein schändliches Gedicht


Gedicht von Xu Lizhi (das dieser nun im Nachhinein als einen der großen der chinesischen Poesie gefeiert wird, ist auch immer wieder erstaunlich, postmortem erst erwachen die anderen zum Leben oder er vielleicht auch, der im Grunde gar nicht herauswollte vielleicht aus seinem Leiden)

6/21/2015

take your time



le temps chez anne teresa de keersmaeker sur france inter. "la danse peut articuler un certain questionnement, un étonnement". pour l'expérience collective.

'afterthoughts'

Constant Mouvement is made out of all these little moments in between, of arriving, departing, waiting and falling, the momentum connects them, as you let it come, be and go. It is about listening to this momentum, accepting it, letting it transport you to another level, another texture of the material, playing with the time of the movement, delaying it perhaps, making it quicker or slower, but never stopping it. "TIME TIME TIME, not MATTER" as Maya Deren said.

thoughts after last weeks workshop with keith a thompson at laborgras, berlin.

5/27/2015

let the soul flow


the easiness of hollywood ball rooms through king krules red-head rock attitude, fred astair und ginger rogers waren schon verdammt cool

5/25/2015

manchmal

liest sich dieser Blog wie ein Tagebuch aus einer anderen Zeit. Effektiv sind vergangene Jahre wohl auch andere Zeiten, aber trotzdem fragt man sich manchmal, für wen und aus welcher Motivation heraus man eigentlich 2011 einen Eintrag zu "Filmkunst 66" geschrieben hat? Alles in sich Aufsaugen und Sehen und Verarbeiten, gleichzeitig am Besten und dann auch noch etwas für sich daraus destillieren, wie soll das gehen? Es mag sein, dass dieser Blog irgendwann langsam verstummt oder sich monothematisch um andere Achsen dreht, aber er wird wohl immer ein irgendwie, und wenn auch nur für den Schreiber selbst, interessantes Erinnerungsstück bleiben, während man selbst seine Bewegung weiterdenkt und versucht die Bilder&Dinge zu choreographieren, die man die ganzen Jahre über gesammelt hat.
David Lynch, Sans titre, sans date © David Lynch

3/16/2015

filmgestures


Film hebt die Ereignishaftigkeit der Geste hervor.
Film recalls the eventfulness of the cinematographic gesture.

Film durch Film verstehen, "Film-Sushis" von Kogonada

2/23/2015

jump in


die Ähnlichkeiten zwischen Maya Deren und Elaine Summers habe ich hier bereits erwähnt. Film ist ein tänzerisches Medium, sagten beide. Ende 2014 verstarb die Mitbegründerin der Judson Church, die ihre künstlerischen Bewegungen ebenso lebte, wie filmte, wie tanzte.

1/10/2015

eis


zu warm ist es, 13°, ich möchte aber spüren das Winter ist, im Schnee knirschen und Acht geben, mich nicht vor meiner Haustür auf die Nase zu legen,  ich möchte Kälte und Frost.
1942 machten sich der 36 jährigen George Mallory und der 22 jährige Andrew Irvine auf ins Eis des Mount Everest, auf zur Spitze. Sie kehrten nie zurück.

1/03/2015

schrullen

Schrullen, Schrullen muß man haben, und den Mut muß man haben, mit seinen Schrullen zu leben. So lebt sichs nett. Es darf keiner Angst vor seinem bißchen Wunderlichkeit haben.  Robert Walser (1916)

Ich entdecke gerade Robert Walser als den idealen Lektüregesellen zum neuen Jahr. In seiner zugleich wunderbaren, wundersamen, tanzenden Prosa, die ebenso tragisch, dunkel und herzzerreißend sein kann, schrieb er für uns auf, wie man es nimmt oder nehmen kann, das Leben. Susan Sontag schrieb über ihn, dass er sich immer am Rand eines Abgrunds befand, an dem er seine Texte verfasste, aber von diesem hat er sich auch immer ebenso charmant und keck wieder entfernt, dem Schlimmem hat er nur einen Streich spielen wollen, denn stärker war er mit seinen Wortarabesken allemal. 

1/01/2015

2015


"Das Leben ist eine Rose, und ich will recht prahlen und mir einreden, daß es mir gelingen wird, die Rose zu pflücken. Donnernd stürzt die Erde mir vor die Füße. Der Himmel zeigt da und dort ein schüchternes kleines bißchen Blau. Ich will das für ein gutes Zeichen halten. Welt: ich will mit dir kämpfen. Soeben komme ich vom Erleben, und jetzt reise, reite, fahre und wandere ich weiterem, fernerem Erleben entgegen. Lebhaftes Leben und lebhaftes Erfahren, seid mir schönstens willkommen. So ist's schön: etwas aushalten muß man, etwas ertragen. Durch munteres, kräftiges Dulden wird das Leben spielend leicht. Also hinein in die Wellen als guter unverzagter Schwimmer. Mir scheint, daß ich soeben einiges überstanden habe und daß ich nun mit festen Schritten und mit festem Blick vorwärtsmarschieren kann." Robert Walser, Tobold (II), 1917