«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours
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8/10/2016

vom leben ein lauf *

Wisława Szymborska: Das Schreiben eines Lebenslaufs
Was ist zu tun?
Ein Antrag ist einzureichen,
dazu ein Lebenslauf.
Ungeachtet der Länge des Lebens
hat der Lebenslauf kurz zu sein. Geboten sind Bündigkeit und eine Auswahl von Fakten.
Die Landschaften sind durch Anschriften zu ersetzen
labile Erinnerungen durch konstante Daten.
Von allen Lieben genügt die eheliche,
nur die geborenen Kinder zählen.
Wichtig ist, wer dich kennt, nicht, wen du kennst.
Reisen, nur die ins Ausland.
Zugehörig wozu, aber ohne weshalb.
Preise, ohne wofür.
Schreibe, als hättest du niemals mit dir gesprochen
und dich von weitem gemieden.
Umgehe mit Schweigen Hunde, Katzen und Vögel,
den Erinnerungskleinkram, Freunde und Träume.
Es gilt der Preis, nicht der Wert,
der Titel, nicht dessen Inhalt,
die Schuhgröße, und nicht wo
der Mensch, für den man dich hält, hingeht.
Dazu eine Fotografie mit entblößtem Ohr.
Wichtig ist seine Form, nicht, was es hört.
Was es hört?
Das Knirschen des Papierwolfs.
(Pisanie ż yciorysu, 1986)
Aus: Wisława Szymborska. Die Gedichte. Hrsg. und übertragen von Karl Dedecius.
Frankfurt (Main): Suhrkamp1997
gefunden, HIER nicht nur deshalb, sondern auch wegen und weil

6/27/2016

memories - building new ones

a sunday full of memories, old ones and new. I exchanged my hair (past and future) for a wonderful, mirroring photography of a lake, I exchanged an old black and white photography from a flea market showing three sisters (or two women and a men possibly?!) against a drawing from a brother and a sister fighting (or hugging each other, as I see it) and I exchanged a lost and "filled with memory" key from China against another fine black drawing playing with light and shadows. and then, so many other things happened. this is for the future...
       from left to right: drawing by Amandine, photography by Livia Noll and Kai Becker and drawing by Barbara Cousin


3/20/2016

how to write about nothing?

that's the first question patti smith asks herself at the beginning of her book m train.



than she continues wandering around, around cafés, around life, around words and a lot of deep black coffee and beyond, especially beyond...

10/15/2015

Altes über Neues, Foto auf Malerei, Papier auf Plastik, Pop-Art auf Jugendstil, Benoît Hermans, ein niederländischer Künstler, liebt den Eklektizismus und er hat keinen Eintrag auf Wikipedia, das macht ihn gleich noch viel interessanter!
Du vieux sur du neuf, photo par dessus peinture, papier et plastique, Pop-Art détournant Art Nouveau, l'Artiste néerlandais Benoît Hermans aime l'éclectisme et il n'a pas encore d'article sur Wikipedia, ce qui le rend d'autant plus intéressant!
Imitatio Nietzsche, 2004, diverse materialen, 38 x 63 cm

5/25/2015

manchmal

liest sich dieser Blog wie ein Tagebuch aus einer anderen Zeit. Effektiv sind vergangene Jahre wohl auch andere Zeiten, aber trotzdem fragt man sich manchmal, für wen und aus welcher Motivation heraus man eigentlich 2011 einen Eintrag zu "Filmkunst 66" geschrieben hat? Alles in sich Aufsaugen und Sehen und Verarbeiten, gleichzeitig am Besten und dann auch noch etwas für sich daraus destillieren, wie soll das gehen? Es mag sein, dass dieser Blog irgendwann langsam verstummt oder sich monothematisch um andere Achsen dreht, aber er wird wohl immer ein irgendwie, und wenn auch nur für den Schreiber selbst, interessantes Erinnerungsstück bleiben, während man selbst seine Bewegung weiterdenkt und versucht die Bilder&Dinge zu choreographieren, die man die ganzen Jahre über gesammelt hat.
David Lynch, Sans titre, sans date © David Lynch

12/05/2014

***

metro-conversation

(what ever you like)
...
she: is this the end?
another she: no, this is the beginning.
...
(what ever you like)

11/29/2014

bewegter faltenwurf

Ohne wirklich den dazugehörigen Artikel zu lesen, fiel mir in der Zeitung diese Woche ein Bild auf, die Glätte des weißen Marmors und die Genauigkeit des Faltenwurfs prägten sich sofort ein. Der  italienische Skulptur Stefano Maderno bildete die Märtyrerin Santa Cecilia nach ihrer Enthauptung 1599 ab. Am Hals erkennt man noch sehr genau die Blutstropfen, die in dicken Tropfen herunterfließen. Es sieht beinahe so aus, als wären der Marmor und der Stoff noch in Bewegung...
Der afroamerikanische Künstler Kehinde Wiley hat die gefallenen "Heroes" der Renaissance und Barock Zeit nachgebildet, in großformatigen Popbildern.


7/25/2014

Fenster auf

"Herr Janosch", fragt das Zeit-Magazin, "wie kommt man am besten in den Urlaub?"
- Wondrak fliegt selbst. Das ist günstig und ganz einfach: die Schultern hochziehe, mit den Augen flimmern, mit den Händen flattern. Das Fenster muss man VORHER öffnen. Klar.
wir später ausprobiert, ansonsten so:
"The Flying Lighthouse of Barfleur" by Alex Pickup, via the publicdomainreview,  CC-BY-SA license

4/11/2014

I make my pictures

for what hollywood spends on lipstick" - maya deren
dass man an maya deren immer wieder etwas neues entdecken kann, habe ich in den beinahe zwei jahren, in denen ich mich jetzt immer wieder mit ihr beschäftigt habe, mehr als versichert bekommen und ich bin bei weitem noch nicht bis zu ihren anthropologischen fundstücken und ihrem dasein als voodoo-priesterin vorgedrungen. aber anscheinend inspiriert sie auch immer noch und besonders musiker (überhaupt lassen sich schnell Verbindungen zwischen screendance und musikvideo ziehen) greifen auf ihre experimentellen filmen zurück, wenn auch ihr name ein erstaunlich insider bleibt, so lange man sich nicht kurz mit filmtanz beschäftigt hat oder mit experimental/avantgarde- oder andern andersfilmen.
meshes of the afternoon von 1943 war derens erster film und wohl einer der meiste gezeigten amerikanischen experimentalfilme. sie drehte ihn innerhalb von zwei Wochen mit ihrem mann alexander hammid bei ihnen zu hause mit einem budget, das wohl auch nicht mehr als low-budget bezeichnet werden könnte. deren konstruiert eine art filmtrance, einen traum im traum, in dem die protagonistin von einem in den nächsten übergeht, sich in den träumen immer wieder ihren doppelgängerinnen gegenüber sieht und ihr innerer gefühlszustand sich immer mehr mit der außenwelt vermischt. raum- und zeitebenen verwebt maya deren dabei so lange, bis sie zu einer werden und bis ihr körper, durch die vier schritte, die sie durch den sand, das gras, auf steinen und zurück im zimmer zurücklegt, vier verschiedene räume miteinander verschmelzen lässt.

2/05/2014

theoretische Kreisbewegung

 "Ästhetischer Genuss ist objektivierter Selbstgenuss"soll heißen „Wir genießen in den Formen eines Kunstwerks uns selbst.“

Wilhem Worringer (dt. Kunsthistoriger 20. Jh), der wiederum T.E. Hulme inspirierte (brit. Kunstkritiker, Dichter), der wiederum Maya Deren in ihren Theorien zu Zeit und Bergson inspirierte. Bergson wiederum inspirierte Deleuze, der so klingt wie Deren und auch Worringer zitiert, der etc etc ...

1/07/2014

bonne année (pas seulement à Paris) *

non pas que j'espère que la Tour Eiffel tombe en 2014, mais ce petit court romantique m'a fait plaisir et voyager jusqu'au Champ de Mars. Une petite poésie visuelle en n&b et qui ne sort pas des années 20.
Je pense qu'avec le Fernsehturm berlinois cela perdrai un peu de son charme.

11/30/2013

a propos hypnose

So ist es beinahe immer: man beschäftigt sich mit einem bestimmten Thema, fühlt sich ein und plötzlich entdeckt man ein Bild nach dem anderen, eine Bewegung nach der anderen, die man damit in Verbindung bringen könnte. Und alles ist irgendwie wieder untereinander miteinander verflochten.  Nach der "kinematografischen Hypnose" sah ich auf einmal überall hypnotische Bilder, visuell somnambule Séancen und es greift um sich, geisterhaft und magisch, denn gerade ließ mir ein Freund diese Video zukommen, das ich im vergangenen Jahr schon bei den Rencontres Internationales Paris/Berlin/Madrid im Palais de Tokyo sah, eine hypnotische Fahrt durch die Nacht, Inercia von Carlos Irijalba. Das Auge wird von dem über die Straße und Wälder gleitenden Lichtstrahl angezogen, einem Licht, dass keine technische Quelle zu haben scheint, zumindest sieht man kein Auto, Strahler oder etwas anderes. Wer erleuchtet die Nacht, zieht uns in den Tunnel? Das Licht entfernt sich von uns, fährt auf uns zu und durch uns hindurch. Da ist sie wieder die "Beleuchtung innerer Bilder". Und in gewisser Weise hat dieses tanzende Licht es auch etwas sehr choreographisches.
(Das Übersetzungsprogramm meines "Vertrauens" schreibt, dass Inercia Beharrungsvermögen bedeutet, ein Wort, das mir noch nicht untergekommen ist, aber Irijalbas Licht ist sehr beharrlich und scheint seinen Weg zu kennen.)

11/11/2013

hypnotisch/hypnotique

Artavazd Pelechians Film Fin von 1991 hat hypnotische Wirkung auf mich, der Blick dringt tief ins Bild, als wenn ihn ein Hypnotiseur anziehen würde, der Körper lehnt sich nach Vorne, man schaut jedem Fahrgast tief in die Augen und beinahe schläft man auch mit dem kleinen Mädchen in den Armen der Mutter ein. Währenddessen zieht einen die monotone Rhythmik des fahrenden Zuges immer weiter in den Lichttunnel hinein.
Le Film Fin d'Artavazd Pelechian de 1991 a un effet hypnotique sur moi et sur mon corps, le regard est absorbé par l'image comme par un hypnotiseur, le corps se penche légèrement en avant, on se perd dans chaque regards de voyageurs et on s'endort presque avec la petite fillette sur les bras de sa maman. En même temps, la monotonie rythmique du train nous attire de plus en plus dans le tunnel lumineux. 

10/12/2013

Renewed Rosas


Ein wahres Fundstück, ein Aufruf der Compagnie Rosas von Anne Teresa de Keersmaeker zum Nachtanzen der legendären Rosas danst Rosas Choreographie von 1983 und des dazugehörigen Videos, dessen sich ja auch schon Beyonce vor zwei Jahren angenommen hatte. 30 Jahre später wurden mehr als 250 Videos eingereicht mit 1300 tanzenden Protagonisten. Und es geht immer noch weiter...

9/23/2013

nachleben der bilder

das immer andauernde Pathos von Bildern ist die Suche nach den körperlichen Form der nachlebenden Zeit und in Form von Körpern selbst tanzen die Bilder und tanzt der Körper überhaupt erst recht immer weiter. Von der Geschichte dieses Lichtbildspiels, um sie betrachten zu können, müssen wir aber zunächst einmal ausgeschlossen sein. Tiane Doan na Champassakfranzösischer Fotograf, war von dem Vorleben seines Vaters, ebenfalls Tiane Doan na Champassak, ausgeschlossen. Besser gesagt wusste er noch nicht einmal darüber Bescheid, dass dieser in den 70er Jahren in Schlaghose und besten Pop-Hemden in einem Fotostudio diese tanzenden Aufnahme gemacht hatte. jetzt hat er das nachleben seines Vaters und der Bilder entdeckt und daraus einen Band gemacht, in dem es so aussieht, als hätte Tiane Doan na Champassak senior nie etwas anderes gemacht, als sich hingebungsvoll der Bewegung zu überlassen, the (unknown) father of pop dance. Da hört man den Beat in jeder bewegten Aufnahme mitschwingen.

9/21/2013

pomona - göttin der baumfrüchte

Charlamowski, Gaucher 1887, In: Äpfel fürs Volk - Potsdamer Pomologische Geschichten
ich hege eine (nicht wirklich heimliche) vorliebe für die runde baumfrucht, den paradiesapfel. es vergeht kein tag, an dem ich den kreis nicht in zwei, vier oder acht teile, egal welche farbe, süße, säure, größe das runde baumobst hat, kein tag ohne. das dachte sich auch korbinian aigner, pfarrer, zeichenlehrer und pomologe, dessen bilder von äpfeln und birnen im letzten jahr auch auf der documenta (13) gezeigt wurden. die pomologie, das schön klingende wort der obstbaumkunde, verdankt ihren namen der römischen göttin pomona, die sich "damals" von vertumnus hat bezirzen und vom bäume pfropfen hat ablenken lassen. und im 18. jh war die pomona sogar eine frauenzeitschrift der aufklärung, gegründet von sophie von la roche und für "teutsche töchter", die sich ihre vorlieben nicht vorschreiben ließen. bref, soviel zu den fruchtigen details. obige postkarte ist allerdings nicht von aigner, sondern aus der sammlung der pomologischen geschichten potsdams. dort gibt es orangen für den bischoff und kirschen für den könig.