«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours
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9/14/2014

"Inoron"


Inoron-Three Improvisations ist ein Video des Tänzers Charles Ford, in dem er, so wie Maya Deren es sich immer für ihren Filmtanz gewünscht hat, das volle bewegliche Potenzial seines Körpers nutzt, der gleichzeitig Körper des Filmemachers und des Tänzers ist, um ein Duett mit seiner in der Hand gehaltenen Kamera zu tanzen. Es entwickelt sich eine Intimität zwischen Tanzbewegung und Kamerabewegung. Der Blick von Außen, der ihn filmt, wie er sich filmt, fügt seiner Bewegung einen weiteren Kreis hinzu und ruft eine zweite, äußere Navigation hervor, die den Zuschauer mit einem leichten Schwindelgefühl zurücklässt. Auf der Tonebene begreift man erst nach und nach, dass das Rauschen und Kratzen von den Aufnahmen der Schritte Fords auf den Holzdielen kommen muss. Bild und Ton finden erst langsam zueinander, jedoch auf merklich sensorielle Weise, die den Reiz der körperlichen Wahrnehmung austariert. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie der eigene tanzende Körper im Film gleichzeitig als filmender Körper eingesetzt werden kann und mit der Wahrnehmung spielt und aus dem einstmals stabilen Körper des Tänzers auf der Bühne einen neuen, anders betrachteten und hinterfragten Körper machen kann.

9/13/2014

"union"


Andonis Foniadakis ist ein griechischer Choreograph. Nach Jahren als Tänzer und freier Choreograph gründete er 2003 seine eigene Compagnie, Apotosoma, arbeitet aber immer noch auch für andere Häuser und Compagnien, leert und betritt seit neuestem auch die Filmwelt. 2014 war er als Choreographs für Daran Aronowskys Noah eingestellt. Auf dem diesjährigen Videodance Festival in Le Creusot lief sein Video Union. Ein schwarz/weißes (fast) Kammerspiel der menschlichen Gestik, des Spiels der Mimik zwischen zwei Körpern und des einzelnen bis zum Exzess. Gerade die Wiederholung der Bewegungen macht aus Ihnen im Rhythmus des Anfangs eine Art rituelles Geschehen. Man fragt sich aber auch, in der Nacktheit der Tänzer zum Ende, in dem ihrer Körper in fluoreszierendem Grün und Blau auftauchen, ob die Intention die verschiedenen Phasen einer Beziehung sind, die der Mensch durchläuft. 

2/24/2014

Stimme/Augen/Körper - Hören/Sehen/Bewegung

Voix/Yeux/Corps - Entendre/Voir/Mouvement ou le cerveaux créateur...

...deux films qui m'ont touché cette semaine, visuellement et physiquement, même si pour le deuxième ce n'est que par la bande d'annonce. d'abord Triptych du metteur en scène tourné réalisateur québécois Robert Lepage, un film basé sur la pièce Lipsynch, ce qui explique encore un peu mieux l'enjeu. On parle de la voix et de la vue, deux de nos sens qui nous constituent fondamentalement. Lepage entremêle trois histoires, celle de deux soeurs et d'un chirurgien allemand. La première soeur sort de la psychiatrie, mais les visions l'accompagnent encore et toujours, elle cherche refuge dans les mots. La deuxième soeur doit être opéré pour un cancer du cerveau (entrée du chirurgien) et perd momentanément sa voix, étant chanteuse de jazz elle en souffre énormément. Elle se demande alors d'ou vient cette vois qui est la sienne et remarque qu'elle a perdu, du à l'opération, la mémoire de la foi de son père...elle la retrouvera. Pour Thomas, le chirurgien, c'est la vue qui le rend heureux, surtout celle de la peinture de Michel-Ange dans la Chapelle Sixtine, il s'y refuge et retrouve dans la fresque un message caché. Le ciel de dieux, si minutieusement peint par Michel-Ange, cache en fait une reproduction exacte de notre cerveau, dieu n'est donc qu'une construction humaine, sorti de nos têtes.

Et outre l'importance de la vision à l'intérieur du film, c'est aussi dans la salle de cinéma gigantesque qu'on se sent presque touché, sans que cela prenne une air pathétique, par l'image granuleuse, comme une image vidéo. On se demande si cette image est vraiment faite pour le grand écran, mais peut-être qu'on était juste trop proche de l'écran aussi, trop plongé à l'intérieur des détails de l'image, pas besoin de 3D pour croire que les flocons de neiges à Montréal te tombent dessus réellement. 


2/05/2014

theoretische Kreisbewegung

 "Ästhetischer Genuss ist objektivierter Selbstgenuss"soll heißen „Wir genießen in den Formen eines Kunstwerks uns selbst.“

Wilhem Worringer (dt. Kunsthistoriger 20. Jh), der wiederum T.E. Hulme inspirierte (brit. Kunstkritiker, Dichter), der wiederum Maya Deren in ihren Theorien zu Zeit und Bergson inspirierte. Bergson wiederum inspirierte Deleuze, der so klingt wie Deren und auch Worringer zitiert, der etc etc ...

1/21/2014

leere seiten

nach der (eigentlich guten) Lektüre von F
blättere ich die letzten, leicht beigen Seiten des Romans um, einmal, zweimal, als wäre ich auf der Suche nach Worten, die sich dort noch irgendwo verstecken könnten, aber nichts, da sind keine mehr, leer, alles vorbei, das war's. jetzt wirklich?

1/09/2014

going nowhere and everywhere

Jim Jarmusch beherrscht die Kunst des ziellosen Umherwanders, das doch überall hinführt; vielleicht so etwas wie eine "absichtslose Aufmerksamkeit". Seine Dialoge beginnen irgendwo, enden plötzlich, sind nicht in der Situation verwurzelt und sagen doch mehr als jedes andere intentionale Wortgefecht. Only Lovers Left Alive, mit der (auch in Körpermaßen gerechnet) überragenden Tilda Swinton als Vampir Eve und Tom Hiddleston als Vampir Adam (genau), ist wieder so ein 'nothing but everything' Film. Wir, Menschen, sind die Zombies auf der Erden: immer negativ gestimmt, antriebslos, ohne Achtung für die Natur. Die ehrlicheren Bewohner, da es die einzigen sind, die sie zu schätzen scheinen, sind sie, die Vampire, die schon mit Lord Byron Schach spielten und Shakespeare zu Hamlet verhalfen. Und wenn Swinton zu ihrem Filmpartner sagt: "Live is about appreciating nature, surviving things, nurturin friendship, kindness, and dancing,", dann sagt sie das eigentlich zu uns. Lebt mehr, verdammt!

11/10/2013

laokoon 2.0


(ein vergessener post diesen sommers, gut, dass wir worte sammeln können und die beschriebene kälte der gläsernen körper passt zum nahenden winter)
"Diese Seele schildert sich in dem Gesichte des Laokoons, und nicht in dem Gesichte allein, bei dem heftigsten Leiden. Der Schmerz, welcher sich in allen Muskeln und Sehnen des Körpers entdecket, und den man ganz allein, ohne das Gesicht und andere Teile zu betrachten, an dem schmerzlich eingezogenen Unterleibe beinahe selbst zu empfinden glaubt; dieser Schmerz, sage ich, äußert sich dennoch mit keiner Wut in dem Gesichte und in der ganzen Stellung. Er erhebt kein schreckliches Geschrei, wie Virgil von seinem Laokoon singet; die Öffnung des Mundes gestattet es nicht: es ist vielmehr ein ängstliches und beklemmtes Seufzen, wie es Sadolet beschreibet. Der Schmerz des Körpers und die Größe der Seele sind durch den ganzen Bau der Figur mit gleicher Stärke ausgeteilet, und gleichsam abgewogen. Laokoon leidet, aber er leidet wie des Sophokles Philoktet: sein Elend gehet uns bis an die Seele; aber wir wünschten, wie dieser große Mann das Elend ertragen zu können.
Der Ausdruck einer so großen Seele geht weit über die Bildung der schönen Natur. Der Künstler mußte die Stärke des Geistes in sich selbst fühlen, welche er seinem Marmor einprägte. Griechenland hatte Künstler und Weltweise in einer Person, und mehr als einen Metrodor. Die Weisheit reichte der Kunst die Hand, und blies den Figuren derselben mehr als gemeine Seelen ein, usw."
aus: G. E. Lessing, Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie, 1766

Und Laokoon 2.0.?

8/22/2013

"dry, cold and transparent, like an ’extra dry’ champagne"



Vier tage Hauptstadt und jetzt endlich kommt Bewegung in die Sache, wenn ich auch bisher nicht wirklich still saß, aber zu neuen Plänen und Kaltwassersprüngen komme ich dann ein anderes mal. Gestern Abend habe ich mich dann doch noch dem eigentlich Grund meines Kommens, Tanz im August, zugewandt, im HAU. Ein getanzter schriftliche Eindruck, in Gedanken an den tanzenden Walser. Wer möchte, kann dies auch hier nachlesen und mehr zum Festival gibt es hier von der ebenfalls schriftlich tanzenden Laura nachzulesen.

Stravinsky hat ein Händchen für das abstrakt Abseitige, für den Zeitgeist schwer Verständliche und gerade darin ist es Zeitgeist, denn seiner Zeit immer voraus. Wie sein Sacre, so ist auch seine kurze Kammermusik-Komposition Octet für acht Blasinstrumente 1923 zunächst auf Unverständnis gestoßen. Heute wird seine Verbindung von Barock und Klassizismus als Beginn einer neuen musikalischen Ära gehandelt. Anders aber als beim Sacre, fand man ihn nun nicht “zu avantgardistisch“ sondern “nicht avantgardistisch genug“, man wollte mehr von dem Wilden im Russen. Dieser selbst sagt von seinem Stück, dass es extra trocken sei, so wie guter Champagner schmecken sollte. Er trifft es damit selbst auf den Punkt, denn das 16-minütige Stück ist delikat. Es geht einzig und allein um die Komposition, die formale Struktur der Instrumente und ihrer Stimmen.
An Ihnen hat sich auch der slowenische Choreograph Iztok Kovač orientiert und mit der EN-KNAP Group eine Dekonstruktion des Stückes vorgenommen, auf allen Ebenen, die ihm sowohl die Komposition als auch die Bühne boten. Daraus entstand Ottetto (8 swings for His Highness). Die Highness ist in diesem Fall das Genie Stravinskys, dem einer der Tänzer, ein großegewachsener muskulöser Brite, einige Ähnlichkeiten mit sich selbst attestiert: sie seien beide chaotisch.
ottetto, en-knap © en-knap

6/15/2013

manche wollen es einfach nicht verstehen


'La Création du monde 1923 - 2012' © Mathieu Rousseau
tanzen ist, nach seinem namen suchen, meinte heute der kongolesische choreograph faustin linyekula sehr richtig und sehr bewegend im gespräch zu seinem zur eröffnung des tanzkongresses vergangene woche in düsseldorf aufgeführten stücks la création du monde, in zusammenarbeit mit dem ccn - ballet de lorraine.
der tanzkongress fand nach seiner wiederbelebung 2006, nach berlin und nach hamburg, zum dritten mal statt, in düsseldorf im tanzhaus nrw. tanz wird nicht nur getanzt, bewegt, sondern auch fortentwickelt, untersucht und experimentiert und auch gedacht. man macht neue, überraschende und schöne bekanntschaften, tauscht sich aus, traut sich und springt.
den anfang machten die performer von ligna, die zu einem großen opening flash mop vor dem düsseldorfer schauspielhaus aufriefen. über ein kleines radio und ohrstöpsel bekamen die teilnehmer ihre instruktionen, die teilweise etwas an klangstudio und entspannungsmethodik denken ließen und die entstehung der "tanz-im-freien-raum" wellen erzählten. manche etwas ernsthafter als andere, hat es die gruppe immerhin 1h30 unter sengender hitze ausgehalten. anschließend ging es gleich weiter mit der "entstehung der welt", die der einführende vertretungsredner von bernd neumann mit einem freud'schen versprecher als "erschöpfung der welt" bezeichnete. erschöpfend war es jedoch keinesfalls, im gegenteil. faustin linyekula hat uns mit seiner interpretation der rekonstruktion des stücks von 1923 durch millicent hodson und kenneth archer genau an den punkt gebrahct, an den einen ei gutes stück führen soll, man ist sich dessen, was man gerade gesehen hat, nicht mehr sicher.
hodson und archer entstauben und rekonstruieren alte stücke (wie sie es auch mit le sacre du printemps getan haben), stellen mit ihnen, meiner meinung nach, jedoch keine neuen fragen, lassen die tänzer eher in ihren ausstaffierten kubistischen kostümen allein zurück. faustin linyekulas stück geht weiter, da er selbst weiter geht. es ist in drei teile gegliedert und führt den zuschauer hinters licht, lässt ihn zunächst das stück hinterfragen (warum jetzt der mittelteil mit dem verkleidungstheater? wie hängt das zusammen?), dann sich selbst und zum schluss dann zu erkenntnis gelangen, ohne ihn jedoch zu beschuldigen, wessen sich so mancher kritiker nicht bewusst wurde (das wurde leider auch später in dem enttäuschenden gespräch zwischen jean-luc nancy, claire rousier und linyekula deutlich). la création du monde war ein kolonialherrschaftliches stück und offenbart den naiven, ethnozentristischen blick, den die damaligen créateurs, der schriftsteller blaise cendrars, der komponist darius milhaud, der bildende künstler fernand léger und der choreograph jean börlin mit ihrem "ballet nègre" in doppelter hinsicht auf den afrikanischen kontinent werfen. nancy, rousier und auch einige amerikanische gäste im gleichen alter fühlten sich dafür verantwortlich, bzw. dachten sie, dass linyekula sie angreifen oder beschuldigen würde. diese freude tut er ihnen jedoch nicht, das für ist er nach vielen jahren der recherche viel zu gut über seine materie informiert und überhaupt, geht es hier gar nicht um beschuldigungen. das offenbarte leider eher den glauben von nancy und rousier, immer noch und überall das letzte und einzig wahre wort haben zu können (was sich auch in nancys peinlich worten über die frz. politik äußerte). es war schade, denker oder wissenschaftlicher zu sehen, die sich mit tanz beschäftigen oder von sich behaupten, tanzend zu denken, die so steif und konservativ verstauben.

6/08/2013

dem tanz ein kongress

eröffnung des dritten tanzkongresses seit seiner wiederbelebung. mit einer flash-mop performance der gruppe ligna in düsseldorf vor dem schauspielhaus. mehr bewegung morgen/heute (wie mans nimmt).

3/13/2013

NO wonder

Javier Bardem in To the Wonder, Terence Malick
der einzige reiz an terence malicks letztem bilderepos ist javier bardem als hochgeschlossener priester und das auch beinahe nur, weil man ihn sich die ganze zeit als blonden bösewicht vorstellt.

l'unique raison de voir la dernière épopée visuelle de terence malick serait encore javier bardem en col montant de prêtre, quoi qu'en fait on ne peut s'empêcher de se le remémoriser sans cesse en maléfique blond.

2/25/2013

entre deux

Le casque de Damien Jalet après son solo Venari, © F. Freitag
" Je conçois la danse comme un art très ancien, plus ancien que toute référence académique ou foklorique à laquelle elle est très souvent associée, un art premier, antique au sens archaïque du terme."
                                                                           Entretien avec Damien Jalet dans le dépliant du spectacle au Louvre

A ma gauche "Apollon poursuivant Daphné", à ma droite "Psyché ranimé par le baiser da l'Amour". On se trouve dans la partie Richelieu du Louvre, où Damien Jalet, collaborateur de Sidi Larbi Cherkaoui, investit les lieux pour un parcours chorégraphiques nocturnes. Le spectateur déambule dans l'immensité et l'intensité du marbre des Cours Marly et Puget, où se trouve le département des Sculptures, de la Cour Khorsabad du département des Antiquités orientales et des Fossés du Louvre médiéval. 9 performances s'y feront en alternance et Jalet tente d'y réveiller les sculptures et leur mythe, d'installer un dialogue entre danseurs métamorphosés et oeuvres, une chorégraphie qui sert de porte d'entrée, "d'intermédiaires" entre les mondes qui se mélangent. L'histoire mythologique nous touche à travers les corps dansants et nous absorbe (comme on me dit), jusqu'à ne plus savoir si c'est notre histoire ou la leur qu'on voit et vit.
En arrivant on s'adapte aux flux des passants et et se dirige automatiquement vers une "scène" improvisée, visible par les instruments et les installations sonores autour. On attend Les méduses, les nymphes de Marly. Mais contrairement à l'attente, c'est derrière nous que les sculptures prennent vie en premier et trois hommes sur une estale, trio inspiré du mythe de Thésée, se mettent en mouvement. Trois hommes qui en forment qu'un, tous vetus en partie d'une combinaison légérement déroutante en latex noir (une impression de catwoman vient déranger l'imaginaire). Le premier forme les jambes, ensuite le torse et un troisième, jouvenceau au cheuveux bouclés, la tête. L'hybridation des trois corps, 6 bras, est bien à l'image du langage chorégraphique de Jalet/Cherkaoui. Ce qu'on voit, c'est l'incarnation de Dédale, l'homme "et sa part animale".
Dédale, Chorégraphie Damien Jalet, Louvre 22 février 2013, © F. Freitag

2/22/2013

anwesend in abwesenheit #5 / présence en absence #5

Eine letzte Postkarte aus Berlin (nach techn. Schwierigkeiten leider auch etwas verzögert veröffentlich)
Dernière carte postale de Berlin
Tag 5 - 6
Jours 5 - 6
ein Gastbeitrag / rédactrice invitée Kristina Lutscher

Die nennenswerten Sichtungen der letzten Berlinale Tage knüpfen fast nahtlos an die Dokumentation Fifi howls from happiness an. Politik und Kunst dominieren den Fokus des Interesses. So beispielsweise in Helio Oiticica, Arsenal, 17.30 Uhr, 14.02.13, Regie: Cesar Oiticica Filho. Der Titel ist gleichzeitig Name des brasilianischen Künstlers, dem diese Hommage gilt. Auch wenn der Begriff Collage hier schon verwendet wurde: in diesem Falle ist er besonders zutreffend, denn ein Großteil des Films besteht aus Archivmaterial, Audioaufnahmen und Fotografien, die wenigen eigens für ihn gedrehten Szenen verschwinden im Sog dieser Bilder. Es wird explizit keine Geschichte oder Biografie erzählt, sondern eine Annäherung versucht an einen Künstler der so sehr sein künstlerisches Werk ist, wie er eine Persönlichkeit ist.

Pardé (Closed Curtains), 13.02.13, 9.30 Uhr Friedrichstadtpalast Regie: Jafar Panahi
(Jafar Panahi, dem vom iranischen Regime die Ausreise, sowie die Arbeit verboten wurde, konnte nicht an der Berlinale teilnehmen. Jafar Panahi, interdit de sortir du pays et de travail par le régime iranien, n'a pu assisté à cette Berlinale)

Die Kamera blickt durch eine Gitter auf eine Straße am Meer, beobachtet die Ankunft eines Mannes. Er betritt das Haus und wird es bis kurz vor Schluss nicht mehr verlassen. Dazwischen kleine Ereignisse – es wird gebaut, zerstört und repariert. Der Mann und sein geretteter Hund befinden sich im Exil, denn Hunde sind in der Öffentlichkeit verboten, genauso wie allzu ausgelassene Feiern, die eine junge Frau im Haus stranden lassen. Nach und nach wird das teilweise unerklärliche Verhalten der Charaktere narrativ plausibel, die Aktionen als komplexe aber nicht verwirrende Handlungsabläufe dargelegt. Die drei Charaktere bevölkern das Haus und den Geist des sich selbst darstellenden Regisseurs Jafar Panahi. Die symbolisch von der Iranischen Gesellschaft exilierte Kamera verlässt nie das Gebäude, das auch außerhalb der filmischen Wahrnehmung Panahi gehört, und schafft eine Räumlichkeit, die sich über die Leinwand hinaus ausdehnt. Das Blickfeld fängt oft nur einen kleinen, meist statischen Ausschnitt des Geschehens ein, während sich Subjekte und Handlungen durch ihn bewegen oder nur akustisch präsent sind. Die politische Ebene entfaltet sich erst abschnittsweise und wird noch brisanter durch die erfolglosen Proteste von Prominenten und Bittreden deutscher Politiker, den Regisseur zur Berlinale ausreisen zu lassen. Scheinbar Reales und scheinbar Imaginiertes werden so leicht verwoben, dass man sich etwas erstaunt fragt was sich zuerst ereignete: der Film, oder die politische Reaktion auf den Film, die in ihm dann wieder gespiegelt wird.

2/19/2013

abtauchen/plonger

Programme du Spectacle à la MPAA


oder vielmehr eintauchen, in eine elektrisierende Höhle, einen Cocon aus Pixeln, Körper streifenden, animierenden Lichtstrahlen, de- und rekonstruierenden Bewegungen. Was ist das für ein Tanz? fragt mich ein Bekannter nach der Premiere von "Sens Fiction" der Cie AdlC. Er war es auch, der seinen Körper nicht davon abbringen konnte, während der knappen Stunde Intensität dem vibrierenden Sound nachzugeben. Ein passendes Wort gibt es nicht, das die Verbindung treffend beschreiben könnte, aber die Synapsen des Zuschauers werden neu aktiviert, neue Seh- und Verständnismöglichkeiten ausgelotet und die Interpretation frei gelassen, denn die Menschen, die wir vor der Leinwand sehen, sind weder Männer noch Frauen, sondern beinahe asexuelle Individuen, die der Bewegung und ihrem Empfinden im Raum nachgeben. Zu viert entdecken die Tänzer den durch das Licht und die irisierenden  Projektionen entstehenden Raum, scheinen sich an alte Bewegungsmuster zu erinnern, die auch wir aus dem Alltag erkennen, begegnen sich und erfinden eine teils gänzlich andere Körpersprache. Eine Choreographie, die sich wohl am besten, wie das Programmheft es ausdrückt, mit einer "versehentlichen" Arbeit beschreiben lässt, aus Unterbrechungen, Neuinterpretationen von bereits Erprobtem und aus der Verbindung von Tanz und Neurowissenschaften, die sich hier zu einer vielleicht zukünftigen, futuristischen Vision von Tanz zusammenfügen. 

plonger

2/16/2013

anwesend in abwesendheit # 4 /présence en absence #4

Tag 4: Suchen
Jour 4: Recherche
(Gastbeitrag/rédactrice invitée: Kristina Lutscher)

Berlinale, das bedeutet ein kontinuierlicher Suchprozess. Nach Bahnstation, Kinos, den korrekten Kinosälen, Sanitäranlagen oder freiem W-Lan. Eine Suche löst die andere ab, man treibt in einer fragilen Blase durch die frostigen Straßen und muss sich in Acht nehmen diese nicht durch zufällige Freizeit zum Platzen zu bringen. Irgendwann realisiert man dann, dass das Filmschauen selbst eine Suche ist, wie die eines Süchtigen, der nach immer dem nächsten, noch besseren Trip sucht. We are high on movies.

La Berlinale: c'est à dire un procès de recherche en continuité. On cherche la prochaine station de métro, le bon cinéma, la bonne salle, les installations sanitaires et un accès libre à internet. Une recherche remplace l'autre, on est dans un bulle fragile qui nous transporte dans les rues glaciale et gare à ceux qui la brise par un peu de temps libre et de loisirs. Puis même le fait de regarder des films s'avère comme une recherche. La recherche d'un toxico en quête du prochain trip. We are high on movies. 

Fifi az Khoshhali zooze mikeshad (Fifi howls from happiness), 12.02.13, 12.00 Uhr?, Cinestar, Regie: Mitra Farahni

Der Künstler Bahman Mohassess ist ein Phantom. Sein inspirierender Einfluss auf iranische Künstler war und ist enorm, auf dem Kunstmarkt und in der nationalen sowie internationalen Museumslandschaft sind ein Großteil seiner Werke zerstört - vom herrschenden politischen System oder ihm selbst. Eine Filmemacherin begab sich auf eine drei Jahre lange Suche, während dieser sie den oft für tot gehaltenen Künstler in Rom aufspürte und eine komplexe künstlerisch-freundschaftliche Beziehung aufbaute. Schon nach kurzer Zeit zieht der charismatische und cholerische Herrscher eines Hotelapartements den Dokumentationsprozess an sich, entfaltet seinen unvergleichlichen Humor und seine extremen Ambivalenzen mal bewusst, mal unbedarft vor Kamera und Mikrofon. Farahni schafft es zwar die Fragmente zu einer vielschichtigen Collage zu fügen, schlussendlich bestimmen jedoch immer Zerstörung und Tod als dominante Stränge den Gesamtverlauf - bis zu einem tragischen Ende, mit dem der Film zum allerletzten Dokument über Mohassess wird. Und gleichzeitig zu seinem letzten künstlerischen Werk.

2/13/2013

anwesend in abwesenheit / présence en absence #3

2. und 3. Tag der Berlinale (Filme, die garantiert nicht in der Zeitung rezensiert werden), gecampt wird immer noch
2ème et troisième journée de la Berlinale, on campe toujours
(Gastbeitrag von/Rédactrice invitée Kristina Lutscher)
© K. L.
Tag 2 –3 Highlights und Enttäuschungen

Ein bemerkenswertes Phänomen in den als Festivalgelände okkupierten Gebäudeschluchten um den Potsdamer Platz herum sind die regelmäßig auftretenden Menschenwucherungen. Vor Türen, neben Gebäuden, in Gebäude hinein, im Sonderfall stehen sie an gleichfalls mysteriös platzierten Bauzäunen entlang - wofür sie sich jedoch ansammeln ist meist unklar.
Man kann aber davon ausgehen, dass sie ihren stillen Protest gegen digitalen Ticketkauf, gegen Abschirmung von Personen öffentlichen Interesses oder freie Platzwahl nicht als offizielle Demonstration angemeldet haben. Berlin nimmt es – ausnahmsweise – gelassen. Ich für meinen Teil lies mich währenddessen beeindrucken, langweilen und nachdenklich stimmen.

Kino von der anderen Seite der Welt 

2/11/2013

anwesend in abwesenheit / présence en absence #2

5. Tag auf der Berlinale, 1. Tag der Rückblicke
5ème journée de la Berlinale, 1ère journée de cette rétrospective
(Gastbeitrag von/Rédactrice invitée Kristina Lutscher)



Tag 1 – First Impressions

Fenster/Fenêtre Friedrichstadtpalast @ K. L. 
Menschenmengen und Festivals sind zwei symbiotisch miteinander verbundene Einheiten, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen treiben können – je mehr Publikum, desto mehr Aufwand, desto mehr meist umso verwirrteres Publikum. Die Vorteile einer Akkreditierung sind hierbei zwar nicht kürzere Schlangen, aber zumindest frühere Ticketschalteröffnungszeiten, was den verstörenden Anblick von in Schlafsäcken vor Ticketverkaufsstellen kampierenden Besuchern erklärt. Don't believe the Hype.

W imie... - Samstag 09.02.13, Friedrichstadt-Palast, 9.30 Uhr, Regie: Malgoska Szumowska
Thematisierung von unterdrückter Homosexualität in religiösen Gemeinschaften ist mittlerweile filmisch erschlossenes Gebiet („Du sollst nicht lieben“ (2010) ist Beispiel eines Erfolgs aus jüngerer Zeit). Ein schwuler Priester in einem polnischen Provinzdorf sticht hier nicht als Neuland hervor. Sein Arbeitgeber versetzt den an sich und der Welt zweifelnden Jugendarbeiter Gottes von einem Ort zum nächsten sobald – wie nicht anders zu erwarten – jemand von den weggesperrten Emotionen Wind bekommt. Der Wettbewerbsbeitrag reiht bekannte und weniger zu erwartende Szenen aneinander wie ein Bilderbuch, alltägliche Praktiken inszenierter Männlichkeit und Klischees provinzieller Machtstrukturen werden uncodiert in Bauarbeiten, Armdrücken oder Fußballspielen inszeniert. Weshalb „In the name of...“ trotzdem sehenswert war, entschlüsselt sich in den komischen Momenten, in denen Bilder die Narration ironisieren und kommentieren oder die Protagonisten sich urplötzlich von ihren bekannten Verhaltensmustern lösen, beispielsweise in einer Jagd durch ein Maisfeld, während der Priester Adam und Schützling Łukasz, zwei Primaten mimend, sich irgendwo zwischen Albernheit und Liebesspiel bewegen. Das Ende pointiert ambivalent und vielleicht zynisch den einzigen Ausweg eines Homosexuellen in Zeiten gesellschaftlicher Unterdrückung: im Priesterseminar, allein unter Männern.

2/10/2013

anwesend in abwesenheit / présence en absence

das Zitat von Stéphane Bouquet vor einigen Tagen unterstreicht den fließenden Übergang zwischen Tanz und Film, verbunden durch den Körper. Das Herz dieses Filmkörpers schlägt seit Donnerstag wieder in Berlin, zur 63. Berlinale, in diesem Jahr unter Vorsitz des chinesischen Regisseurs Wong Kar-Wai (der Mann, der mit Karl Lagerfeld die Manie der schwarzen Sonnenbrille teilt, war heute Vormittag auf Arte war, interviewt von Vincent Josse in einem der raren guten Interviewformate des Fernsehens, Square. zum Visionieren einfach A SUIVRE klicken). Die frostigen Temperaturen haben mich zwar nicht angezogen, dafür aber die warmen und dunklen Kinosäle, das Cocon der Bilderhöhle umso mehr. Immerhin bietet die Pariser Cinémathèque auch etwas Filmflair und ich übergebe für einige Eindrücke en direct von dem Festival, das Tilda Swinton seit gefühlten 600 Jahren bereits besucht, an eine Gastschreiberin, die jeden morgen den eisigen Temperaturen trotzt, um sich, mit einer Akkreditierung bewaffnet, die Kinokarten für den nächsten Tag zu sichern, merci für die Eindrücke. Wettbewerbsfilmrezensionen wird es dabei allerdings nicht geben, denn unser Gast wird sich in die Kinosäle begeben, die neue, kleinere und vielleicht noch unentdeckte Filmfundstücke bereithalten. Noch mehr lesen, sehen und hören, kann man auf dem guten Berlinaleblog des Perlentauchers, in der SMS-Berichterstattung des Cargo-Magazins, auf dem Fragmentfilm-Blog oder dem Blog der Berlinale im Dialog, en francais et en allemand, (neben den klassikern der sz und der zeit, wo katja nicodemus oder tobias kniebe ihre eindrücke teilen), auf dem gerade Thomas Arslans Westernversuch mit Nina Hoss den Ritt durch die Wüste nicht so gut überstanden hat.

la citation de Stéphane Bouquet il y a quelques jours symbolise une transition sans faute entre danse et film, reliés par le corps. Le coeur de ce corps filmé se trouve momentanément à Berlin, où il bat pour la 63ème édition du festival de cinéma Berlinale, cette année sous l'égide du grand Wong Kar-Wai (l'homme qui partage avec Karl Lagerfeld l'excès des lunettes de soleil était ce matin sur Arte, dans Square, interviewé par Vincent Josse dans ce que la télé a comme un des rares bons format d'interviews en ce moment, après A SUIVRE). Les températures bien loin d'un agréable zéro ne m'ont pas attirer, néanmoins j'aurai aimé me retirer dans une des salles de cinéma chauffée et noir, dans le cocon d'une grotte à image. Heureusement que la cinémathèque parisienne propose une peu de flair de remplacement et je peux sans rancune remettre les impressions du festival, auquel Tilda Swinton a l'impression d'assister depuis 600 ans déjà, à ma rédactrice invitée, qui boude le verglas sur le Potsdamer Platz pour acquérir les places des projections du jours. Merci de partager ta Berlinale! (la Berlinale en allemand). Cependant il n'y aura pas de critiques de films en compétition, car notre invité est à la recherche d'écumes cinématographiques nouvelles, plus petites et bien inconnues...encore. 


Postcards from Berlin
ein Gastbeitrag von / Rédactrie invitée Kristina Lutscher
© K. Lutscher
Tag 0 – Ankunft/Exposition

Berlin begrüßt mit Schnee, Wind und Stofftaschen, die wie jedes Jahr noch ein bisschen einfacher und unpraktischer geworden sind. Ich antworte mit einer simplen selbstgesetzten Rahmenbedingung: schau um dein Leben. Ganz im Sinne des Franzosen Gilles Deleuzes reicht es nicht, müde zu werden, sondern es soll bis zur Erschöpfung alles getan werden was möglich ist:

I used to be darker – Freitag 08.02.13, Delphi Theater 21.30 Uhr, Regie: Matt Porterfield

„Familiendrama“ - ein Wort ist beschreibend genug, um alle richtigen Assoziationen hervorzurufen: Trennung, Liebeskummer, Generationenkonflikte, Schwangerschaft. Die Nichte eines sich im Auflösungsprozess befindenden Musikerehepaars taucht bei unangekündigter Reise nach Übersee im falschen Moment vor Ort auf, mit dem Versuch, die unglückliche, selbstverständlich in Schwangerschaft endende Liebesaffäre zu verdauen. Die Handlung schrammt mitunter haarscharf am Klischee vorbei und doch erzeugen die langsamen Szenen für genug empathische Regungen, um sich nicht abgestoßen oder gelangweilt zu fühlen. Wahrscheinlich weil der Film weniger mit einer typischen Familienstudie gemein hat, als mit einer musikalischen Studie in menschlichem Umfeld. Situationen ergeben Lieder, Lieder Stimmungen, Stimmungen rufen Situationen hervor. Musik wird gemacht, gehört, performt. Und über all dies legt sich ein weißer Schleier, eine puderfarbene Oberfläche auf allen Bildern. Wie der Blick durch einen Spiegel im ersten Stadium des Erblindens oder wie eine Schicht feinen Mehlstaubs, der sich auf alles und alle gelegt hat. Die gleißende Sonne eines amerikanischen Küstensommers scheint dadurch noch intensiver Wärme auszustrahlen und passt doch nicht zur Kühle des Unausgesprochenen, zur Wut, zur Furcht, zur Frustration, zur Verzweiflung. Und doch, es ist kein pessimistischer, kein dunkler Film. Die erwartete Katastrophe, die Katharsis oder Auflösung fällt aus. Was bleibt ist einfach wie immer - nur Leben.

2/09/2013

absolument rien à voir

mais quand même, les deux images ont appeler à une connexion visuelle immédiate.
Sleep, Gustave Courbet, 1866, Petit Palais–Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris, Paris
ci dessus une image au sujet de la publication dangerous women chez flammarion. louise bourgeois à ce sujet: "the desire to please is the motivation and there are no rules." 
Delphine Seyrig dans L'année dernière à Marienbad
et the criterion collection découvre les couleurs de vieux classiques, originalement tournés en noir et blanc en version couleur.
la femme sur le lit, une image qui domine l'histoire visuelle, non seulement celle du cinéma. objet de désire, d'amour, de mystère, de fascination, mais aussi l'objet d'une vision masculine de la muse et de la femme fatale, volontaire ou non.

1/20/2013

app-tanz, technisch nicht möglich/ app-danse, techniquement pas possible

es tut uns leid, aber sie besitzen kein handy, dass flashcodes lesen kann oder mit dem sie eine app herunterladen können, die zumindest flashcodes lesen kann? dann können sie an dieser veranstaltung leider nicht teilnehmen...

nous sommes désolés, mais vous n'avez pas de portable pouvant lire des flashcodes ou pouvant au moins télécharger une app avec laquelle vous pouvez au moins lire un flashcode? et bien...vous ne pourrez  pas participer à cette manifestation.