«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

1/25/2010

jetzt im Ernst?

(der Post ist schon ein paar Tage alt und ich hatte ihn ganz vergessen und wenigstens einen muss ich zu dem Trubel in Berlin doch noch posten)

ein wirkliches Unterfangen ist es während der diversen Fashionweeks konstruktive Kritik an den Kollektionen zu finden. Ich suche keine Verrisse, aber es kann doch nicht immer alles schön und nett sein. Gut, ich bin auch, hier im Falle Berlins, nicht live vor Ort und kann mir kein wirkliches eigenes Bild durch die vielen Vorstellungen im Netz machen, doch Freitag Abend war dies anders. Michael Michalsky, Berlins gehypter Party-Stadt-Designer, hat zusammen mit zwei weiteren Berliner Labels die Style Nite veranstaltet (und nebenbei finde ich es ziemlich blöd, die NIGHT in NITE zu verwandeln, nur weil das amerikanische Wort natürlich cooler erscheint). Diese wurde, damit alle an dem Spektakel teilhaben können, im WorldWideWeb übertragen. So sass ich also um 23h vor meinem Minibildschirm und beobachtete gähnend, wie die Models den durchaus 'netten' Catwalk hinunterliefen. Wobei das Hinunterlaufen ruhig vorher hätte getestet werden können, denn Models in hohen Hacken, die bergab laufen sehen leicht mitleidenswürdig aus. Bref, zurück zur "Mode"...es wäre ja alles kein Problem, wenn der Herr nicht so hochgelobt würde. Klar, tragbar ist es (wie vieles), wie die vielen A- und B-Promi-Fans urteilen, doch soll das Mode sein? Pardon? Besonders bei den Männern war es einfach nur nichtssagende uneinfallsreiche Streetwear. Kapuzenpullis unter Jackets,wow, Doc-Martins-Schuhe, unglaublich innovativ und ausgeblichene Jeans, wo soll man da vor lauter Innovation denn beginnen? Reiterhosen bei den Frauen hat meine Freundin schon mit 14 getragen und schimmernde Bandeaukleider, gerne auch in Miniaturform mit elastischem finish, finde ich jeden Sommer bei H&M.
Also, mag alles wunderbar sein, ich kann dem Herrn Michalsky auch gar nicht sein Designer-Dasein absprechen. Und sicherlich passt das alles glänzend zur After-Show-Party (die übrigens auch ein Kriterium für den großen Andrang ist, soll sie doch die größte der Fashionweek sein), aber bitte, Berlin wird dadurch nicht zur MOde-Metropole. M.M. sollte sich anstatt auf sein gegeltes Haar und die Discokulgel lieber wieder auf die Nähmaschine konzentrieren.
Gut, Haute-Couture wird auch gar nicht verlangt, dafür sind andere zuständig und schön ist es gerade auch, wenn jede Stadt ihre eigene Kreativität und ein eigenes Gesicht vorzuweisen hat, doch innovativ oder neuartig oder auch einfach nur gut geschnitten und geschneidert darf es ruhig sein und das hab ich doch ziemlich vermisst, nach all dem Tohuwabohu der Internetschow im Vorfeld.

zum selbst überzeugen, ici pour les femmes et ici pour les hommes
wen es interessiert, lesmads hat einen Überblick, die Zeit-Online eine Kritik der Style NIGHT und der Spiegel-Online übernimmt den Verriss.

Keine Kommentare: