«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

11/23/2010

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Diese Neigung, andere zu täuschen, zu lügen und andererseits völlig offenherzig zu sein. Dich zu verstecken oder manches preiszugeben. Dieses Bemühen, ständig auf der Hut zu sein, um dann einem völlig Fremden haarklein deine Geschichte zu erzählen. Diese Lust, zu fliehen, auf der Stelle davonzulaufen, wenn jemand dir zeigt, dass er anfängt, dich lennenzulernen, obwohl du dich ihm nicht offenbarst. Und andererseits dieser Rausch zu bleiben. Dieses unbändige Verlangen, mit jemandem zusammenzusein und gleichzeitig für sich sein zu wollen. Zärtlichkeiten in Worte hüllen. Diese Lust, sich zu verändern, ohne auf etwas zu verzichten. Dieser Hunger nach dem Unmöglichen. Was soll man von diesem widersprüchlichen Durcheinander halten? Es ist Wahrheit und Lüge, es ist gut und zugleich schlecht, und es gibt keinen Ausweg.
          Da ist nichts zu machen. Trink ein Glas Wasser.
(aus: Hector Abad, Kulinarisches Traktat für traurige Frauen)

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