«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

2/12/2012

metroblick und romans térrifiants

eigentlich könnte man alleine über die blicke und gesprächsfetzen in der pariser metro jeden tag etwas neues berichten. wo kommen die ganzen menschen her, wo fahren sie hin, wer ist glücklich, wer nicht und warum? kann man nicht einfach mal nachfragen? drei metrosituationen hatte ich schon, die mir danach in erinnerung geblieben sind. gleich am ersten tag quetschte ich die tasche eines mannes durch die bereits geschlossenen türen und erntete dafür einen daumen und ein dankendes lächeln, was im pariser untergrund eher selten vorkommt. gestern dann ein weiteres lächeln, als mir gegenüber eine junge frau jemandem am telefon ihren angriffsplan für die jobsuche schilderte. seid einer woche sei sie gerade erst dabei und immer noch motiviert, das würde schon werden, sagte sie, und blickte mich an. und abends dann kam ein mann in fliegerjacke in die bahn, nicht weiter auffällig, etwas verwirrt dreinblickend vielleicht. ich dachte zunächst, er würde mit jemandem am telefon sprechen, da er die rechte hand ans ohr hielt, aber da war kein handy. er las aus der zeitung vor. mit einer stimme, die direkt aus einem godard nouvelle vague film hätte stammen können, las er einen artikel über ansteckende krankheiten und die furchtbare pharmaindustrie vor (passend für die u-bahn und bakterienfanatiker). ganz ernst und normal. nur ab und an hob er den blick. und dann nur, um nach den stationsnamen zu schauen. ob ihm jemand zuhörte oder nicht, schien ihn nicht weiter zu kümmern, vielleicht las er auch immer wieder das gleiche vor. so genau konnte ich es nicht hören. das ganze bekam noch etwas apokalyptischere züge durch den buchtitel romans terrifiants (furchteinflößende romane), den er unterm arm hielt. aber einen blog über geschichten aus der metro gibt es bereits, l'inconnu du métro, passenderweise. und das ganze wurde marketingtechnisch auch schon gleich unter die fittiche der kostenlosen zeitung metro genommen, so schnell kann das gehen.

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