«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

2/09/2012

startschuss

auch wenn ich die berliner minusgrade nicht misse, schade ist es trotzdem, nach den letzten zwei jahren bei dieser 62. berlinale nicht vor ort den filmtrubel mitzuerleben. noch dazu ist die berlinale tasche in diesem jahr ein etwas weniger grausiger modischer anblick als im vergangenen jahr - ganz im berlin stil am hippen jutebeutel orientiert. in diesen sekunden frieren übrigens viele nackte schauspielerinnernschultern vor dem berlinale palast, zum einlass vor der eröffnung.
zeit, mich durch das festival-programm zu schauen hatte ich aber ehrlich gesagt noch nicht, doch mit der bereits vorgestellten und (zumindest namentlich) interessanten jury, bin ich gespannt auf das endergebnis. ich weiß nicht, ob es in jedem jahr so gehandhabt wird, aber der gewinner des goldenen bärens 2011, asghar farhadi, gehört auch dazu. sein film nader und simin - eine trennung ist auch im rennen um dem goldenen muskelmann dabei, direkt nach der berlinale.
was den hauptwettbewerb angeht, mmh, richtig viel zieht mich da auf den ersten blick nicht an...
und es sind erstaunlich viele (zumindest auch à première vue) o8/15-produktionen dabei: franchement, haywire, von steven soderbergh? oder robert pattinson als maupassants bel ami? auch der trailer zu barbara mit nina hoss, wenn ich auch finde, dass sie eine gute schauspielerin ist, bleibt nicht sonderlich hängen, die ewig gleichen geschichten. schon eher würde ich isabell huppert in brillante mendozas film captive sehen, à moi seule von frédéric videau (da ich bisher noch keine gute verfilmung von traumatischen langjährigen entführung-geschichten à la kampusch gesehen habe), den französisch/senegalesischen beitrag aujourd'hui oder birgit minichmayer - weil ich sie seit alle anderen großartig finde wenn sie doch auch einen sehr starken wiedererkennungswert hat- und jürgen vogel in gnade von mathias glasner.
aber worauf ich eigentlich richtig lust habe? kulinarisches kino (gerade das asiatische). bereits die letzten beiden male konnte ich keinen einzigen beitrag sehen und stellte gerade erfreut fest, dass jiro dreams of sushi demnächst in frankreich anlaufen wird. das motto in diesem jahr übrigens: trust in taste. ernährung ist ja gerade eh in aller munde, fast schon wieder modeerscheinung, aber darüber sollte man sich nicht beschweren, im gegenteil. auch in paris fällt langsam auf, dass immer nur sandwich, rillette und canard confit von der mastente (ich übertreibe und natürlich bleibt die frz küche très bonne) nicht merveilleux sind. wenn auch noch etwas teuer, gibt es immer mehr bioläden und gleich bei mir um die nächste straßenecke eine bäckerei, bei der ich meiner eher allemanischen müsli-lust fröhnen kann. bref, kulinarisches kino, schmackhafte sache. kritisch wird die ganze ernährungsgesischte in paris gerade beim festival du film d'environnement betrachtet.
und was noch? genau, in diesem jahr müssen sich die großen damen, wie das monopol-magazin anklingen lässt, warm anziehen (ja, das ist momentan ein schlechter wortwitz), denn auch in diesem jahr hält die kunst wieder einzug in den film. da wäre u.a. eine dokumentation über die zweite eiserne lady neben meryl streep, marina abramovic. bereits beim sundance festival gewann das film-porträt über die künstlerin und ihre stuhl-performance im moma in der sektion panorama einen preis. ai weiwei darf in diesem jahr auch nirgends fehlen. im haus der kulturen der welt hat die dokumentation ai weiwei: never sorry, die nicht nur den künstler und dissidenten, sondern auch sein heimatland china porträtiert, am 12. februar première. und kurz danach widmet sich der regisseur und autor harun farocki im hau2 einem vergessenen found footage film, der wiederentdeckte filmschnipsel offenbaren manchmal mehr als ein film selbst.
kunst und kulinarik, das wäre mein berlinale programm. aber gut, mir geht es nicht unbedingt schlechter, denn heute schlug der tanzgott ein zweites mal zu, als ich in den gängen der pariser metro lebensmüde stehenblieb (lebensmüde, da man bei solch walghalsigen aktionen gefahr läuft, von der voranschreitenden schwarz-mantel-meute umgerannt zu werden) und eine ankündigung für hofesh schechter im théâtre de la ville sah, bon dieu...de la danse, merci!

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