«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

5/18/2012

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August Diehl in "Was nützt die Liebe in Gedanken", Achim von Borris, 2004
mehr filme sehen und das nicht nur aus aktuellem cannes-anlass, sondern um mehr geschichten zu sehen, mehr gutes oder schlechtes, mehr bewegtbild, mehr bewegte zeit. also fange ich damit an, in den letzten jahren erstellte filmlisten und meine festplatten-videothek abzuarbeiten. viele filme habe ich dabei von ich weiß nicht mehr wem ich weiß nicht mehr wann erhalten. heute habe ich mir unter den deutschen filmen was nützt die liebe in gedanken herausgesucht. ein leichter und auch schöner film, wenn es auch um tod und selbstmort junger romantiker geht. es spielen die deutschen klassiker mit: august diehl, daniel brühl, anna maria mühe und jana pallaske. achim von borries verfilmt die wahre begebenheit des selbstmörderclubs, den die figuren von brühl und diehl im berlin ende der 20er jahre gegründet haben. ist man am höchsten punkt der gefühle angelangt, soll man die welt verlassen, das schwören sie sich und all diejenigen mit sich ziehen, die für das ende des glücks verantwortlich sind. leicht ist der film auch, weil er nicht in zeitclichés verfällt und die historische kulisse allzu künstliche nachzuzeichnen versucht. bei den schauspielern hebt sich eindeutig august diehl ab, daniel brühl, wenn er auch sehr gut in seine rolle passt, hat mir zu sehr diesen typischen dackelblick. aber gut, er bleibt mit dem gesicht halt der all time gute junge, kann er ja auch nix für. und dann sind da noch die farben, sepiastichig aber nicht zu sehr, neblig aber nicht zu viel, es bleibt genug raum, sich die gedanken und emotionen der jungen leute vorzustellen, die noch nicht so recht wissen, was das bedeutet, liebe und leben. august diehl kommt demnächst übrigens in einer recht ungewöhnlichen kombination auf die filmleinwand, an seiten von charlotte gainsbourg und pete doherty (ja, der trunkenbold wird jetzt auch filmstar. er wäre vom typ her auch ideal für die rolle eines idealistischen romantikers) in bekenntnisse eines jungen zeitgenossen, eine verfilmung des autobiografischen romans von alfred de musset.

Daniel Brühl und August Diehl in "Was nützt die Liebe in Gedanken", Achim von Borris, 2004
August Diehl in "Was nützt die Liebe in Gedanken", Achim von Borris, 2004
und hier das namengebende gedicht von hildegard scheller, die nach den ereignisse die stadt verlassen musste, wurde doch eine regelrechte hexenjagd auf sie veranstaltet:
Dies Buch trägt die Ergüsse deiner Seele. Mein Sohn, du bist poetisch angehaucht. Zwar sind die Reime ohne Fehle, doch die Gedanken sind in Finsternis getaucht. Auch scheint es mir, da du noch jung an Jahren, Daß dein Erleben in der Liebe nur erträumt. Ich fürcht', du bist darin noch reichlich unerfahren. Beeile dich, du hast schon viel versäumt. Ein Mädel wird sich schön bedanken, Wenn deine Glut nur aus Gedichten spricht. Was nützt die Liebe in Gedanken? Kommt die Gelegenheit, dann kannst du's nicht. Doch ist das noch kein Grund, sich zu erschiessen. Die Kugel spare Dir zu anderm Zweck. Auch würden viele Tränen fliessen, Das lohnt sich nicht, für solchen Dreck. 

Hildegard Scheller (1927)

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