«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

6/26/2012

wie war das jetzt?

es hätte sein können, dass einem die Dokumentation über Gerhard Richter den Zauber nimmt, wie oft, wenn man hinter die Kulissen blickt. Plötzlich zu sehen, dass der grauhaarige eingebürgerte Rheinländer dort mit einem überdimensionierten Spachtel über das Bild zieht, hätte ein "ach so einfach geht das" hervorrufen können, tut es aber nicht. Mir gefällt der kleine zaudernde Mann noch besser als zuvor. Genauso gut kann ich aber auch die Kritik von Hanno Rauterberg damals in der Zeit nachvollziehen, in der er sagte, dass Richter in gewisser Weise auch bloßgestellt wird. Er sei als "malender Theoretiker" bekannt, brauche nicht vieler Worte. Verhaspelt er sich oder ist er ein Genie, wie, laut Rauterberg, Belz ihn darstellt? Und ja, man erkennt die Verehrung des künstlerischen Genies stark. Natürlich, wenn der Maler von dem Gefühl spricht, welches ihm sagt, ob etwas schön ist, oder nicht, wenn er plötzlich, aus einer Laune heraus, das bunte Bild wieder schwarz werden lässt, dann hat dies etwas geniehaftes, oder könnte so interpretiert werden. Aber genau so ist es auch schwierig, einen der bedeutensten Künstler der Gegenwart darstellen zu wollen. Entweder man ist zu nah dran und wird dafür kritisiert, das "Geheimnis" lüften zu wollen, oder aber, man ist zu weit weg. Soll man interpretieren oder nicht, werten? Corinna Belz entscheidet sich, nicht zu interpretieren, es findet, bis auf ein Gespräch mit dem Kunshistoriker Benjamin Buchloh keinerlei Theoretisierung statt. Was aber stattfindet, ist Materie. Die dicke Farbe, die von Richters Assistenten (wunderbare Karrikaturen) durch ein Tuch gezogen wird, tropft in langen Fäden in den Farbeimer und Richter zieht die Farbe später wie Buttercreme über die großen Spachtel. Am Ende bleiben Fragen offen, natürlich. Hat Richter Spaß dabei oder leidet er? Woher kommen die Zweifel und weshalb? Aber der Film hieß ja auch nicht Gerhard Richter - Talking.
Hier eine Rezension der Kunstkritikerin Shelley Rice, die momentan für das Jeu de Paume Magazine bloggt.