die Angst vor dem Fremden, das Anderssein, sich gegen die Konformität der Gesellschaft stemmen und dies als ganz selbstverständlich empfinden. das gilt Heute wie 1974, als Rainer Werner Fassbinder sein Sozialdrama Angst essen Seele auf drehte.
Emmi Kurowski (Brigitta Mira, grossartig, sie erinnert mich an viele alte deutsche Kinderfilme, im Blick immer eine Mischung aus liebevoller Grossmutter und gehässiger alter Dame) trifft in einer Ausländerkneipe auf den Marokkaner Ali. Sie tanzen, er begleitet sie nach Hause, er zieht ein, schliesslich heiraten sie. Dabei führt nicht nur Alis Herkunft zu viel Häme in der Nachbarhschaft, sondern auch die Tatsache, dass Emmi bereits an die 60 ist, Witwe und zwei erwachsene Kinder hat. Die Vorurteile und Missachtungen bekämpfen sie gemeinsam und auch Alis zwischenzeitlich wiederkehrende Geliebte nimmt Emmi hin und will ihn zurückholen. Und am Ende ist nicht die Feindlichkeit der Anderen die grösste Angst.
Heute abend um 20h läuft der Film im filmkunst 66 in Berlin, einem der bekanntesten Programmkinos, ebenfalls aus den 70er Jahren. 1971 eröffnete Franz Stadler das Kino-Kleinod in Charlottenburg und ich werde es mir gross aus meine nächste Berlin-Besuchsliste schreiben. an Bekanntheit gewann das filmkunst66 nicht nur durch unterschiedliche Festivals für Wester-/Fantasy- und Zeichentrickfilme, sondern auch durch das besondere Filmkunstprogramm, für das es regelmässig Auszeichnungen erhielt. Und dann sind da natürlich noch einige Stars von Rang und Namen, wie Dennis Hopper, Jack Nicholson, Almodovar, Wenders, Michael Ballhaus, Fassbinder natürlich oder Liv Ullmann, die dem Kino mit ihrem Besuch das gewisse etwas verleihen.
Fassbinders Film läuft in der Reihe Zu Gast im filmkunst 66, für die Schauspieler, Mitarbeiter oder andere Zeitzeugen der jeweiligen Filme eingeladen werden, um nach der Vorstellung mit dem Publikum zu diskutieren und Fragen zu beantworten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen