«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

8/26/2012

am wasser entlang - tanz im august #5

"There are more and more dance performances but less and less dance", leitet Akram Khan seine Ansprache an das Publikum ein, die er zum Ende des ersten Teils der Vorstellung am Mittwoch Abend hielt. Kurz vor Einlass stehen vor den Türen des HAU 1 immer noch optimistische Tanzliebhaber, die nach einer Karte suchen. Doch das Haus war komplett ausverkauft. Noch bevor alle ihren Sitzplatz eingenommen haben, liegt der erste Rauch auf der Bühne, Rechts und Links der Bühnenmitte stehen die Instrumente, an denen später die Musiker, drei indische, Sänger, eine Cellistin und ein Perkussionist, Platz nehmen werden. Im hinteren Teil der Bühne hängen zwei wandartige Vorhänge von der Decke herunter (wie Steinwände anmutend), die in der Mitte einen Durchgang lassen, durch den Akram Khan treten kurz darauf wird, um nach langer Pause wieder auf der Bühne zu stehen und die zwei Kathak-Soli Polaroid Fee und Tarana aufzuführen. An den Füßen trägt er Schellen und am Körper ein klassisches indisches Gewand. Der Rest ist pures Gefühl, Ausdruck und Präzision. Khan zieht sich gerne in den klassischen, traditionellen indischen Tanz zurück, da dieser ihm die Regeln gibt, die den Körper begrenzen. Der Körper hat Regeln, der Geist ist immer frei, endlos, doch wir brauchen die Regeln, um zu verstehen, was möglich ist.
Akram Khan
© Richard Haughton
Khan rauscht über die Bühne, Intensität und Leben für den Tanz verspürt man in jeder seiner Bewegungen. Im zweiten Teil des Abends steht er mit der Tänzerin Fang-Yi Sheu auf der Bühne und verschmilzt mit ihr in einem fluiden Kampf zwischen Liebe und Hass, der in einem ekstatischen Schütteln endet, das beinahe computeranimiert aussieht. Einmal mehr beweist sich hier, dass Khan einer der ganzen großen zeitgenössischen Tänzer und Choreographen ist, der das was er sagt, auch so meint und vorführt. Die Musiker auf der Bühne sind rechts und links am "Ufer" des Flusses, der ihn durch den Tanz führt. In den Blickwechseln auf der Bühne erkennt man, dass hier mehr als nur "intensive Proben" für das Erleben veantwortlich sind.
Das Video zeigt keinen Ausschnitt von der Bühne im HAU, doch einige Bilder der Vorstellung sind auf dem Blog des Festivals zu sehen.
Und Hier geht es zu einem Interview Khans im Tagesspiegel.

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