«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

12/10/2012

sehen

momentan bleibt nicht viel zeit zum schreiben, wenn auch viel geschrieben und gedacht wird, jedoch gerade mehr für reale papiererzeugnisse... man sollte derweil aber nicht mit dem sehen und suchen aufhören und ich empfehle dafür germaine dulacs études cinégraphiques sur une arabesque und überhaupt ihre vielen experimentellen kurzfilme. dulac, regisseurin (eine der wenigen frauen zu der zeit) der französischen zwanziger jahre, werden unter anderem der erste impressionistische film (la fête espagnole, 1919), der erste feministische film (la souriante madame beudet, 1923) und auch der erste surrealistische film (le fameux la coquille et le clergyman, 1928) zugeschrieben. ganz gerecht wird ihr dies, bei einem gesamtwerk von ca 30 filmen, jedoch nicht. germaine dulac ließ sich von vielen künsten und strömungen inspirieren, dem symbolismus, den prérafaeliten, der musik von chopin und debussy (sie arbeitet viel an der musiktheorie, was sich in ihren stark rythmisierten wiederspiegelt), dem theater von ipsen und den tänzerinnen isadora duncan und loie fuller, die gerade (zeitgleich mit rudolf von laban in deutschland) das zeitalter des modernen tanzes begründen. 
dulac möchte ein "cinéma intégral et pur" schaffen, aus dem kino mehr kunst und mehr experiment und sie schreckt auch nicht davor zurück, gleichzeitig den durchschnittlichen kinobesucher belehren zu wollen. das kino darf ihrer meinung nach nicht narratif oder litterarisch sein, sondern frei und auf der suche nach den dingen, die das gewöhnlich auge nicht sieht.

Keine Kommentare: