was passiert, wenn in die Normalität einer Familie im verschneiten Quebec plötzlich ein Mann aus der Zukunft tritt? Nichts. Zumindest Nichts auf den ersten Blick.
Stéphane Lafleur, kanadischer Regisseur, präsentierte mit En terrains connus in der Sektion Forum seinen zweiten Spielfilm auf der Berlinale, in schön skurrilem francais quebecois (denn das ist es immer für mich, wenn ich diese Sprache höre). Sein Film ist eine Mischung aus Science-Fiction und ganz banalem Alltag. Einem Alltag, der so sehr betont wird, dass es beinahe schmerzhaft wirkt, wenn der schon lange erwachsene Sohn sich immer noch von seinem Vater den Schneewagen anwerfen lässt oder die Tochter von einem Unfall in ihrer Firma völligst aus der Bahn geworfen wird. Glücklich scheinen nur diejenigen im Film zu sein, die sich keine Fragen stellen und nicht auf der Suche nach etwas sind. Mit kleinen "Unfällen", drei an der Zahl, die den Film gliedern, wird das Leben der Protagonisten und diese selbst über die Hintertür verändert, jedoch ohne, dass sie es zunächst bemerken. Langsam, und das ist gerade das schöne daran, läuft der Film auf seine Apocalyse zu. Ein Ereignis, das unterschwellig die ganze Zeit über in der Luft schwebt (durch den Besucher aus der Zukunft, der mit großem Augenzwinkern des Regisseurs nur 7 Monate im Voraus ist Dieser Besuch wirkt allerdings keinesfalls überraschend, denn auch er wird bereits im Vorspann angekündigt. Das angeblich Unnormale gehört in dieser Normalität einfach dazu). Alles scheint banal zu sein, aber diese Kleinigkeiten machen gerade das Außergewöhnlich aus. Lafleur hebt dies wunderschön durch ganz gezielte Akzente hervor, ob es nun zuweilen sehr stark betonte Geräuschkulisse ist, die Farbe Blau, die über den ganzen Film verteilt immer wieder auftaucht, oder aber die Musik, die den Zuschauer auf falsche Fährten locken kann. Noch dazu glänzen die nüchternen Hauptdarsteller in den Dialogen und mit herrlicher Situationskomik (siehe z.Bsp. im Trailer der Blick zur Deckenlampe beim Gedanken an die verstorbene Mutter). Und wenn zum Schluss das Geschwisterpaar bemerkt, dass sie beide im Grunde Feuerwerke und den Winter hassen, dann erkennt man, dass gerade das Banale im Alltag das Schöne sein kann, zumindest, wenn man es als außergewöhnlich betrachtet.
Stéphane Lafleur in einer Begegnung. Auf der Berlinale hat der Film übrigens den Preis der ökomenischen Jury gewonnen, der seit 1992 vergeben wird.
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