«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

8/05/2011

Roma-filmisches Portrait für alle Sinne


gestern Abend habe ich den, nach Angaben der Person, die mir diesen Film geschenkt hat, "besten Film aller Zeiten" gesehen, Fellini's Roma, von 1972. Und wenn ich das weder verneinen noch bejahen kann, bin ich immerhin sicher, dass zumindest die Modenschau die beste der Filmgeschichte ist; der letzte katholische Schrei, wunderbar karikiert und überzeichnet. 
Roma ist  ein autobiographisches Portrait der Stadt des italienischen Regisseurs, gleichzeitig Zeitdokument und Fiktion, in der sich die Kindheitserinnerungen vor dem zweiten Weltkrieg mit Szenen aus den späteren Hippiejahren Roms vermischen. Es prasselt sowohl visuell, als auch und besonders geräuschtechnisch einiges auf den Zuschauer nieder, ständig sprechen mehrere Personen gleichzeitig, schreit ein Kind, ruft eine Mama die Familie zum Spaghettiessen, werden politische Debatten geführt oder weniger politisch Bordelle besucht, in denen die Frauen im sekundentakt und nicht wenig vüllig die Männer beglücken. Die Kulissen sind enorm, detailreich, skuril oder auch völligst übertrieben, wenn  zum Beispiel in den 70ern während des Baus der U-Bahn alte Fresken römischer Häuser unter der Erde entdeckt werden. Die Farben völligst überzeichnet, Bilder, die so nie hätten gezeichnet werden können. Magisch wirkt es irgendwie trotzdem. Fellini spart kein Detail, keine Lebenssituation seiner Stadt aus und es endet in einer grandiosen Motorradszene, in der wir einen letzten Blick auf die Monumentalität der Bauten werfen dürfen und selber auch mitfahren, bis die Bande in der von Lampen erleuchteten Nacht Roms verschwinden.  Man sucht zwar vielleicht vergeblich nach einem narrativen roten Faden, aber den braucht es auch nicht und darum ging es, denke ich, auch nicht.

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