«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

3/25/2012

couleurs d'italie - de respiro à terraferma

Valeria Golino in "Respiro"
das erste, was mir bei respiro von emanuele crialese gefiel, waren die farben, dieses durchdringenge blau des meeres, der kleider von gracia, ihre augen. auch wenn lampedusa kein bekanntes traumreiseziel ist, strömt sie italienische anziehungskraft pur aus. respiro ist, wie der titel schon sagt, ein film, der atmet, man spürt die salzige luft auf der haut und möchte gleich in den nächsten zug steigen, um stundenlang auf das meer zu blicken.

und auch crialeses zweiter lampedusa-film, terraferma, lässt deutlich seine handschrift erkennen. man erwartet angesichts der schwierigen thematik des immigrationsproblems, das in den vergangenen jahren gerade in italien und auf lampedua enorme polemiken und kritiken hervorgerufen hat, einen ebenso schweren film, vielleicht auch schwer verdaulich. aber crialese ist ein poetischer regisseur, der seine filme um bilder und atmohsphären aufbaut. dazu kommt der manchmal mehr als naiv wirkende schauspieler filippo puccilo, der hier die gleichnamige hauptrolle des filippo spielt. natürlich ist es hart, filippo zuzusehen, wie er die auf ihn zu schwimmenden und um hilfe rufenden flüchtlinge  mit aller gewalt zurück ins meer stößt, aber crialese benötigt keine ausdrückliche gewalt, keine parolen, um das reale problem der insel mehr als deutlich zu machen. verglichen mit respiro ist terraferma (nicht nur das thema) ein komplexerer film. crialeses bilder haben sich noch weiter ästhetisiert, seine kamereinstellungen haben sich verändert. er spielt viel mit licht und schatten in den gebäuden und setzt diese in kontrast zur grellen helligkeit der strandtouristen und der dort herrschenden jagd nach spaß angesichts der finanziellen notlage.
letztendlich ist terraferma jedoch nicht der erste film, der über die flüchtlingsopfer im süden spricht. hat sich seitdem irgendwas verändert, schaut da überhaupt jemand richtig hin?


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eine gelungene Kurzpresentation dieses Filmes.
"Donne envie d'aller le voir". Macht Lust darauf!Auch wenn Terra Ferma nicht der erste Film überhaupt, der über diese Thematik spricht.Gerade dann bietet er einen interessante Vergleichsmöglichkeit innerhalb der europäischen Filmproduktion zu diesem Thema. Danke Florence!
1devoué.