«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

8/22/2012

schlangenhaut - tanz im august #4

Da ich es selbst nicht besser als Nicole Strecker in ihrer Kritik zu Lachambres letztem Stück "Snakeskins (A fake solos)" beschreiben könnte, hier der im Programmheft des Abends abgedruckte Ausschnitt:
"Benoît Lachambre heult, bettelt um etwas Cash, taumelt wie ein Rockstar auf Droge, lässt vom Tanz nur noch die Impulse übrig als sei es der letzte Auftritt eines tödlich erschöpften Menschen - und ist in seiner Schwäche unglaublich stark. Ein wilder Geist in einem zerrütteten Körper."
In der Tat, er heult und kratzt, windet sich in einer Art Lederskelett an einer spinnennetzgleichen Seilkonstruktion, zieht sich das Skelett aus und eine neue Haut wieder an. Das ganze in Begleitung des Multiunstrumentalisten Hahn Rowe, der Metallplatten mit dem Geigenbogen bearbeitet und ebenfalls in Lachambres heulen einfällt, bevor sich alle ihre Catcher-Masken aufziehen und sich der Zuschauer fragt, was er sich hier eigentlich ansieht. Das Licht im Saal geht an und aus, sind wir es, die die Bühne betrachen oder betrachten die drei bizarren Gestalten dort uns? Die von Lachambre als Klettergerüst und als Lichtreflektoren genutzten weißen Seile kommen uns wie Flammen entgegen, greifen uns an und faszinieren. Als wenn man mitten drin stünde, im Feuer.
Benoit Lachmabre © Christine Rose Divito
Und das Ende, das kein Ende ist, sondern ein Fake Ende. Lachambre verbeugt sich, dankt dem technischen Ensemble und tanzt weiter, das ganze nochmal und nochmal, die Bühne wird abgebaut und das Spektakel geht immer noch weiter oder nicht? Leert sich der Zuschauerraum oder leert sich die Bühne? Alles ist ein bisschen umgedreht an diesem Abend und ob einem nun Lachambres Irrungen und Wirrungen, im körperlichem wie im konzeptuellen Sinne, gefallen oder nicht, unberührt bleibt hier sicherlich niemand. Erst recht nicht, wenn man danach indie Berliner Nacht tritt, erfrischt von einem Sommergewitter, dass auch der Stadt eine neue Haut angezogen hat.

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