«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

9/01/2012

von androgynen aliens oder von uns - tanz im august #6

"Walks are the new dance"
Laufen sei der Tanz der Zukunft sagt Sharon Eyal, die israelische Choreographin, die für die Norwegian National Company of Contemporary Dance Carte Blanche das Stück Corps de Walk entwickelt hat. 
cArte blANche / shAroN eyAl & gAi behAr
© Erik Berg
Am 24. August standen 12 Tänzer, 6 Männer und 6 Frauen von Carte Blanche 60 Minuten auf der Volksbühne, ohne Unterbrechung, ein beeindruckendes Stück, aber nicht nur wegen des körperlichen Einsatzes. Sharon Eyal, die zuvor bei der Batsheva Dance Company als Tänzerin und Choreographin tätig war, hat ihnen fleischfarbene Ganzkörperanzüge übergestreift und ihnen blonde Haare und weiße Kontaktlinsen verpasst, eine Armee aus Doppelgängern, die mechanisch ihre Formationen aufführen, Massen parodieren und zwar jegliche Art von Masse, sowohl uns selbst, die wir mitgehen, jeden Tag, als auch die "Massenbewegungen" eines klassischen Ballett. Man erkennt Schwanensee in einer futuristischen Web 2.0 Variante, abgeklärt und teils beänstigend. Dazu die elektrisierenden Musikkompositionen des DJs Ori Lichtik (lohnenswert, reinhören). 60 Minuten, die so intensiv waren, dass man zeitweise vor Anstrengung wegschauen musste, die Augen schließen vor der Perfektion der Körper, die, wie in der Kritik von Regina Matthes deutlich wird, "Fleisch gewordene Musik" sind. Richtig erkannt, "Kraftwerk, Metropolis und Bauhausbühne" in Einem. Wie ferngesteuert bewegen sich die Tänzerkörper und die Atmophäre ist martialisch geladen. Auch an Körperkult erinnern die anonymisierten Körper. Es ist egal, ob eine Frau mit einem Mann oder ein Mann mit einem Mann tanzt, alle gleichen sich und führen die exakt selben Bewegungmuster aus, die ihnen eingebrannt wurden und die Tatsächlich eine enorme Erinnerungsarbeit gewesen sein dürften.

Und irgendwie erinnern mich die Formationen und besonders der Anfang des Videos an den Macintosh Werbespot "1984"