«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

8/17/2014

crooked man - tanz im august 2014


La saison est ouverte, Tanz im August est de retour à Berlin. En ouverture vendredi l'impressionnant Crooked Man du Brésilien Edouardo Fukushima. Voici mes impressions, auf Deutsch:



Der erste Tanz im August in diesem Jahr fand am Freitag im Schinkelpavillon statt. Der brasilianische Tänzer Eduardo Fukushimo zeigte dort am Nachmittag des Eröffnungstages gleich zweimal hintereinander sein Solo Crooked Man.

Im Garten des von Baukränen umgebenen Pavillons wurde ein schwarzer Laufsteg aufgebaut, rechts und links davon Bänke. Am Ende des „Catwalks“ befindet sich ein schwarzer Vorhang, vor dem bereits beim Treppengang in den Hinterhof ein Mann mit freiem Oberkörper stehend zu sehen ist. Immobil wartet er dort auf das sich setzende Publikum. Seine Anwesenheit verbreitet eine gespannte, erwartungsvolle Ruhe, trotz eindringendem Bau- und Berliner Großstadtlärm.

Das Solo Crooked Man kreierte Eduardo Fukushima während eines einjährigen Aufenthalts in Taiwan unter der Betreuung seines Mentors Lin Hwai-min, dem Gründer des Cloud Gate Dance Theatres. Nach Fukushimas eigener Aussage ist das Solo eine „Choreografie, die durch die Augen der Zuschauer hindurch geht.“ Diese Augen folgen ihm zunächst etwas irritiert auf seinem Gang den Laufsteg entlang. Fukushima legt seine „Passage“ in einer befremdlichen, aber gleichzeitig beeindruckenenden Artikulation zurück. Sein Körper artikuliert sich, desartikuliert sich, beugt und windet sich 30 Minuten lang in abknickenden und nach innerlichem Kampf aussehenden Bewegungen.

Den Tanz, so sagt Mentor Lin Hwai-min, müsse man nicht nur mit dem Körper und mit den Muskeln spüren, sondern mit dem ganzen Wesen seiner selbst. Fukushimas Aus-einander-Setzung der Bewegung spiegelt dies in einer Art tranceartigem Zustand auf immerzu gekrümmten und dennoch starken Füßen. Jeden Moment scheint es, als breche er zusammen, dann spannen sich die Muskeln wieder voller Kraft.


Am Ende des Laufstegs bleibt Eduardo Fukushima mit Blick in Richtung Pavillon stehen. Die minimale musikalische Komposition des Brasilianers Tom Monteiro, in die man das Hämmern der Baustelle wie gewollt mit einbezieht, läuft weiter und aus. Plötzlich ertönt ein schriller Klang, Fukushima reißt die Hände über die Ohren und läuft rückwärts bis hinter den schwarzen Vorhang. Wenn sein Körper zunächst im Tanz älter wirkte, strapazierter, kommt nun zur Verbeugung ein fröhlich lächelnder Mann auf die Bühne, als wenn sich der Junge noch einen Spaß zum Schluss erlaubt hätte. Die Rolle des Crooked Man ist wieder verschwunden.

A relire sur le web de berlinpoche.de

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