«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

1/25/2011

überall und nirgends

schonmal in einem kleinen französischen kino gewesen? ein lohnenswertes erlebnis zurück in die vergangenheit und den beginn der kinosäle. zunächst begrüßt einen ein grauhaariger älterer herr, reißt einem die kleine eintrittkarte ab, die nur die wichtigen details enthält und keine zusätzlichen reduzierungen für die nächstliegende fast-food-kette. dann führt ein langer gang zu den hinteren, wohlweislich alten, kinosälen. es folgen steinmauern und schließlich zwei große schwingtüren. man betritt einen winzigen raum, mit einer noch winzigeren leinwand und einer, sagen wir, interessanten stuhlaufreihung. etwas höher im hinteren bereich, um dann in der mitte nach unten zu laufen und schließlich, vor der leinwand, wieder anzusteigen. da die leinwand jedoch auch sehr hoch hängt, kann wer ganz vorne sitzt den schauspielerinnen unter den rock schauen. letztendlich hat man sich, in frankreich herrscht freie platzwahl (und daran sollten sich deutsche kinos ein beispiel nehmen, mit den ständig geifernden gästen, die auf ihren platz beharren und sich mit beiden händen an ihre popcorn-packung klammern), einen der unglaublich weichen blauen oder roten sessel ausgesucht und ... plumpst ungefähr einen halben meter nach unten. bienvenue und viel vergnügen.
obiger ausschnitt stammt aus sofia coppolas somewhere, den ich mir schon seit einiger zeit ansehen wollte. leider halten viele kinos den popcornmassen nicht mehr stand und filme laufen a. nie im original und b. nur viel zu kurz. bref, hier, kleine stadt nördlich von paris, lief er noch und in vo. jetzt im nachhinein weiß ich nur nicht mehr so recht, warum ich den film eigentlich sehen wollte, weil alle von ihm und den grandiosen schauspielern gesprochen haben? ja, vermutlich. und von der grandiosen sofia coppola, vermutlich auch. es ist auch nicht so, dass er mir nicht gefallen hätte, mit längen habe ich nicht so viele probleme. aber es ist nichts geblieben. es war nett, manchmal beinahe langweilig. jetzt wird man mir sagen: das war doch alles strategie von sofia, das muss so lang und langsam sein, wie schon bei lost in translation. trotzdem, dort gab es noch etwas neues ,überraschendes. hier war es allzu vorhersehbar, fand ich.
was mir jedoch wirklich gefallen hat, war der drehort, die farben und atmosphäre dort, im chateau marmont in hollywood. die lauschigen ohrensessel, irgendwie jugendherbergshaft, mit einer touche geheimnisvoll und vernachlässigt.
auch, wenn dieser ort eigentlich alles andere als verfallen ist, trotz seiner 82 jahre. das chateau marmont wurde 1929 nach dem vorbild des chateau d'amboise im loiretal gebaut und rühmt sich mit zahlreichen bekanntheiten, schriftstellern, schauspielern, musikern, die entweder dort ein zimmer verwüstet, dort lange gelebt oder auch nur die lobby durchquert haben. ein lustiger namenszufalls ist, dass das hotel im besitz von andre balazs ist. den herren kenne ich nicht, ihm gehört irgendeine hotel-kette. aber der nachname ist, bis auf die accents, derselbe, wie bei béla balázs, dem ungarischen filmkritiker. film und das chateau marmont scheinen gut zu harmonieren.

Keine Kommentare: