«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

3/18/2011

(nicht zu) tief in die augen blicken

Der läuft einem momentan überall über den Weg. james franco, das neu erkorene Hollywood-Wunderkind, das aber (anscheindnd) nicht so auf Hollywood tut, oder? Auf jeden Fall hat er überall seine Finger im Spiel, ob es die Moderation der letzten Oscars ist, Rollen in quasi One-MAN-Film (zumindest steht one man im Mittelpunkt in 127 Hours und in Howl, den ich gesehen hab und der mir gut gefiel, der Film wird der literarischen Beat-Generation gerecht), sein Anglistikstudium in Yale mit Schwerpunkt Poesie (gibt's das, einen poetischen Hollywood-Schauspieler?), ein bisschen Kunst und schließlich noch seine Verlebendigung als James-Dean 2. 
Was die Poesie betrifft, so hat ihn das SZ-Magazin zu seinen liebsten Gedichten und Schreiberzeugnissen befragt. Romantisch ist er auch noch, mon dieu, denn gerade befässt er sich mit den großen englichen Romantikern, u.a. Lord Byron und William Yeats. Obwohl, selbst schreibt er lieber Prosa, sagt er. Einzig abschreckender Satz ist, dass er Poesie schwierig fände, obwohl er schon seit der Highschool daran arbeite. Gut, man kann sicherlich an seiner Poesie arbeiten und es gibt einiges zu lernen. Aber zu glauben, dass man das poetische Genie auf der Highschool-Schulbank findet, klingt wieder sehr amerikanisch. Bref, rein optisch, wenn man hier mal so frei sein darf, sympathisch, besonders der kleine Schnauzer.
Und wie ist das nun mit der Kunst? Da tummelt er sich auch auf mehreren Baustellen. Zum einen wäre da seine Einzelausstellung in der Berliner Galerie Peres Projects, in der Videos, Zeichnungen, Fotos und sogar Skupturen ausgestellt werden und das in gleich zwei Ausstellungen, in Kreuzberg und in Mitte. In The dangerous book of boys geht es laut Presseheft um Francos Kindheit und Identitäts und Sexualitätsfragen. Da würde ich gerne mal einen Blick werfen (klappt aber zeitlich nicht) und wissen, ob jetzt mehr hinter den diversen Talenten steckt, oder ob die ganze Ausstellung nur aus mit Kuli vollgekritzelten Buchseiten besteht und Bildern eines verschmitzt lächelnden James, denn so hat er einen ganz schnell. Aber das wäre ja zu einfach, oder ist das gerade der Witz? Ist es das (irgendwie auch schon wieder klassische) Hinters-Licht-führen eines gut aussehenden Stars, der sich selbst ironisiert und zeigt, hey, ich kann noch mehr als Spider-Man aber den mache ich eben auch?
Die andere Ausstellung ist in Los Angeles (Gagosian Gallery), und James Franco gepaart mit dem Regisseur Gus van Sant ist rein persönlichkeitstechnisch eine gute Mischung. 
© Gus Van Sant - Untitled, 2010 Watercolor and charcoal on paper
Franco hat sich darum gekümmert, Stils aus van Sants Film My own private Idaho zusammenzusuchen und der Regisseur präsentiert dazu seine Aquarell-Zeichnungen. Herzlich. Aus der Zusammenarbeit sind außerdem zwei Filme entstanden (Franco und van Sant haben bereits bei Harvey Milk 2008 zusammen gedreht): My own private river und Endless Idaho.
Also, was sagt uns das jetzt über diesen Alleskönner? Echt oder nicht? Ein wahres Multitalent, das aus der Maschine Hollywood ausbricht und sich endlich offenbart? In Amerika gibt es bereits Listen à la: "Dinge, die Franco nicht tun kann". Die SZ-Journalistin Tanja Rest beschrieb ihn kurz vor der Oscar-Nacht in einem Artikel. Entweder, dass ist alles nur ein guter Manager oder doch mehr oder vielleicht auch einfach nur ein Schauspieler mit zu viel überschüssiger Energie.

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