«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

12/28/2012

monopolstellung

in der sehr zu empfehlenden letzten Ausgabe des Monopol-Magazins, mit dem ich mich quasi bereits in der nahen Zukunft und im Jahr 2013 befinde (es ist das Januarheft), habe ich mein künstlerisches Lieblingsevent für 2012 gefunden, eine Kunstrichtung, die Jerry Saltz, Kunstkritiker des New York Magazines, so schön mit "neoverity" umschreibt. Eine Bitte an Clint Eastwood, verschone uns im kommenden Jahr mit tränenreichen Big-Budgetfilmen und Pseudomoral und widme dich doch lieber deiner Karriere als Kabbaretist.
"Die neue Performancekunstrichtung von Clint Eastwood und Karl Rove – nennen wir sie neoverity (neue Wahrheit) –, die am Abend des 30. August erstmals aufgeführt wurde, als der Schauspieler Clint Eastwood auf dem Nominierungsparteitag der US-Republikaner mit einem leeren Stuhl sprach. Der endgültige Durchbruch des Genres war dann der Moment, als der ehemalige Bush-Berater Karl Rove in der Wahlnacht am 6. November gegen 22.30 Uhr seine eigene Wahrheits-Topografie im Raum-Zeit-Kontinuum entwickelte, da er die mathematischen Fakten in der tatsächlichen Zeit für ungültig erklärte. In den Performances von Rove und Eastwood verschmolzen Fantasie, Fakten und Fiktion mit Psychopathologie. Geschichte geschah. Aber fast rückwärts. Wir wurden weniger Zeuge des Erhärtens einer Tatsache, sondern ihrer Verkalkung, fast sofort gefolgt von ihrer Versteinerung."
 ein teil von martin eders bildersammlung aus dem internet
Gekauft habe ich mir das Heft allerdings, da mich auf dem Cover die glasklaren Augen eines possierlichen Kätzchens anstarrten, mehr angsteinflößend als süß. Was Bilder mit uns machen war die Frage, die dem Maler Martin Eder (ebenfalls Leipzig etc.) gestellt wurde und auf die hin er Einblick in die Flut an Bildern gewährt, die er sammelt und irgendwie auch kuratiert. Er möchte, "auf sehr liebevolle Art schieres Grauen" darstellen, mehr nicht und die einzig plausible Erklärung für die Katzen, die in ihrer Süßgkeit auch ihre ganze Scheußlichkeit offenbaren. Ist das noch ästhetisch, ist Kunst überhaupt ästhetisch, darf sie das sein, kann sie das sein und und was ist die Lösung für den Wunsch nach chirurgischer Perfektheit, die im Grunde nichts anderes darstellt, als der unschuldige Blick einer Eder-Katze?

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