«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

10/02/2012

archivierte kleidung

© CW, tilda swintons makellosigkeit wurde leider unabsichtlich getrübt.auf die alten stoffe aus den archiven durfte an diesem abend kein staubkorn fallen
gerade findet/fand in paris die fashionweek für den frühling 2013 statt, bei denen es besonders um große designerwechsel ging, neuanfänge und alte hasen, eigentlich alles wie immer also. nebenbei gibt es, auch wie immer, nebenevents. seit september läuft in paris das festival d'automne, bei dem ich bereits einen denkwürdigen réné pollesch erleben durfte und noch einige gute theaterstücke und tanzveranstaltungen bis dezember geplant sind. im rahmen des festivals und in verbindung mit der fashion week, zeigte in diesem jahr olivier saillard, direktor des museums galliera (modemuseum der stadt paris), eine performance im palais de tokyo mit niemand geringeream als der fantastischen tilda swinton. mittelpunkt der von saillard und swinton gemeinsam geplanten performance waren die kleider der antiken textilsammlung des musée galliera, die nie wieder getragen werden würden. sie wurden von swinton aus den hüllen, schubladen und archiven des museums hervorgeholt, um den zuschauer noch einmal in die welt der jeweiligen epochen zu versetzen. das ganze präsentiert von einer wie eine labormitarbeiterin gekleideten swinton, mit einem klinisch weißen kittel und ihrem bleichen, androgynen gesicht. kurz stand ich neben ihr, ihre erscheinung ist beeindruckend, wenn sie auch gar nicht so groß ist, wie es auf den meisten bildern zu vermuten ist. den ganzen verlauf der veranstaltung konnte ich mir nicht ansehen, aber susie von stylebubble hat gutes fotomaterial. die idee gefällt mir an sich. alte kleidung, die im gegensatz zu den angeblich "neuen" kreationen auf den laufstegen, den immer neuen kleiderzyklen, das wirklich alte und antike in der vordergrund stellen sollten. aber auch wenn es eine art parodie oder infragestellung der modenschauen sein sollten, die veranstaltung selbst bleibt natürlich eine highfashion event, von piere bergé, christian louboutin, mick jagger, diversen schauspielern und zahlreichen museumsdirektoren ließ sich aus der kunst- und moderwelt alles blicken, was rang und namen hat. die performance hätte die frage nach zeit, zeitlichkeit und vergänglichkeit der mode aufwerfen können, alles fand etwas langsamer statt, swinton war das einzige model und nahm sich die zeit, jedes kleidungsstück einzeln vorzubringen. aber hat das funktioniert? war es ein gegenentwurf zu den schauen zwischen tuillerien und marais? leider war es für besucher des museums und auch über den üblichen verkaufsweg nur sehr schwer, zutritt zu dem sehr exklusiven event zu bekommen.

© CW