«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

2/16/2013

anwesend in abwesendheit # 4 /présence en absence #4

Tag 4: Suchen
Jour 4: Recherche
(Gastbeitrag/rédactrice invitée: Kristina Lutscher)

Berlinale, das bedeutet ein kontinuierlicher Suchprozess. Nach Bahnstation, Kinos, den korrekten Kinosälen, Sanitäranlagen oder freiem W-Lan. Eine Suche löst die andere ab, man treibt in einer fragilen Blase durch die frostigen Straßen und muss sich in Acht nehmen diese nicht durch zufällige Freizeit zum Platzen zu bringen. Irgendwann realisiert man dann, dass das Filmschauen selbst eine Suche ist, wie die eines Süchtigen, der nach immer dem nächsten, noch besseren Trip sucht. We are high on movies.

La Berlinale: c'est à dire un procès de recherche en continuité. On cherche la prochaine station de métro, le bon cinéma, la bonne salle, les installations sanitaires et un accès libre à internet. Une recherche remplace l'autre, on est dans un bulle fragile qui nous transporte dans les rues glaciale et gare à ceux qui la brise par un peu de temps libre et de loisirs. Puis même le fait de regarder des films s'avère comme une recherche. La recherche d'un toxico en quête du prochain trip. We are high on movies. 

Fifi az Khoshhali zooze mikeshad (Fifi howls from happiness), 12.02.13, 12.00 Uhr?, Cinestar, Regie: Mitra Farahni

Der Künstler Bahman Mohassess ist ein Phantom. Sein inspirierender Einfluss auf iranische Künstler war und ist enorm, auf dem Kunstmarkt und in der nationalen sowie internationalen Museumslandschaft sind ein Großteil seiner Werke zerstört - vom herrschenden politischen System oder ihm selbst. Eine Filmemacherin begab sich auf eine drei Jahre lange Suche, während dieser sie den oft für tot gehaltenen Künstler in Rom aufspürte und eine komplexe künstlerisch-freundschaftliche Beziehung aufbaute. Schon nach kurzer Zeit zieht der charismatische und cholerische Herrscher eines Hotelapartements den Dokumentationsprozess an sich, entfaltet seinen unvergleichlichen Humor und seine extremen Ambivalenzen mal bewusst, mal unbedarft vor Kamera und Mikrofon. Farahni schafft es zwar die Fragmente zu einer vielschichtigen Collage zu fügen, schlussendlich bestimmen jedoch immer Zerstörung und Tod als dominante Stränge den Gesamtverlauf - bis zu einem tragischen Ende, mit dem der Film zum allerletzten Dokument über Mohassess wird. Und gleichzeitig zu seinem letzten künstlerischen Werk.

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