«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

11/04/2010

nachwort zum boden

Akram Khan über sein Stücke Vertical Road, das ich Anfang Oktober in Duisburg sah (ich war, trotz einiger Längen, sehr beeindruckt):

»Mehr und mehr werde ich widerstrebend von einer starken horizontalen Strömung gezogen, an einen Ort, an dem die Zeit mit so hoher Geschwindigkeit vergeht, dass sogar unser Atem gezwungen ist zu beschleunigen, damit wir Menschen überhaupt überleben können. Und ich habe immer geglaubt, dass unserem langsamen Ausatmen eine tiefe spirituelle Energie innewohnt. In einer Welt, die sich so schnell bewegt und in der sich Technologie und Informationen ständig entwickeln, bin ich geneigt, mich gegen diese Strömung zu lehnen, auf der Suche danach, was es bedeutet, spirituell verbunden zu sein.« / Akram Khan

Ein Abend aus atemberaubender Choreographie und Musik, in Zusammenarbeit mit dem britisch-indischen (wie Khan selbst) DJ und Komponisten Nitin Sawhney. Zugegeben, Khans Stück ist sehr emotionsgeladen, angefüllt mit Fragezeichen, die von Liebe bis Glaube die großen Fragen ansprechen und die Musik ist zeitweise beinahe zu raumgreifend, doch nichts davon spricht dem Stück den Effekt und Affekt ab, den es auf einen ausübt. Man erkennt deutlich den Einfuss indischer und suffistischer Tänze, von denen sich Khan hat inspirieren lassen. Zumindest in diesem Stück zieht sich anhand seiner Sprache leicht eine Verbindung zu anderen Choregraphen wie Hofesh Shechter mit Political Mother oder auch Sidi Larbi Cherkaoui und dessen neuem Stück Babel (words). Die Arbeiten berühren mich, da sie mir etwas geben und wenn es nur ein Gefühl ist, Faszination und Glück, wenn ich den Raum verlasse. Zugegeben, solche Stücke wirken gerade deshalb so stark, da sie ein Potpourri aus verschiedenen Künsten und Genres sind. Khan mischt modernen Tanz, eine soziale Botschaft und elektronische Musik. Shechter macht es da ähnlich, wenn auch die Musik bei ihm ohrenbetäubender Rock war und das Ganze teilweise etwas zu plakativ war. Wie Cherkaoui es macht, kann ich noch nicht sagen, aber er ist  für multikulturelles Spektakel bekannt.
Als ich den, nebenbei fantastisch "zechisch-metallischen", Raum nach Vertical Road wieder verließ, hat mich jedoch zunächst nur Eines interesiert: Wie verschmelze ich mit dem Boden? Tanzt man selbst, kann man die Augen nicht von der Bodenarbeit der Tänzern abwenden, als wenn dieser bei jeder Berührung nachgeben und sie eins mit ihm würden. Da gleichzeitig die Kameras der Ruhrtriennale mitliefen, gibt es nun auf der Homepage einen Asschnitt zu sehen:

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