«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

8/20/2011

j'aimerai #7

an einem wochenende in berlin ist man bekanntermaßen mehr damit beschäftigt, in einem gemütlichen café (rimbeau lässt grüßen) zu sitzen, sich vor seinem heiß- oder kaltgetränk genüsslich zurückzulehnen und bei strömendem regen (ich würde auch strömender sonnenschein schreiben, wenn ich könnte (aber nein, ich wollte doch aufhören, über das wetter zu sprechen, mince)) den vorbeirennenden passanten zuzuschauen...bis dann ein doppeldecker-touristen-bus vorbeifährt, auf seinem seitenfenstern einen überlebensgroßen ausschnitt von Leonardo Da Vincis "Dame mit dem Hermelin" (ein kunstwerk, mit dem ich auf ewig meine reise nach krakau vor vielen jahren verbinden werde, da es damals für eine ausstellung dorthin verliehen wurde und wir als wissbegierige schüler herrlich schlechte mitmach-dinA4-lernbögen zu dem gemälde ausfüllen durften). bref, auf jeden fall gäbe es in berlin immer genug zu sehen, wäre es nicht schon der letzte tag gewesen. ich habe es gerade noch hier hin geschafft (lohnenswerte ausstellung im übrigen). aber lange bleibt man nun eben dem großstadtflirren nicht fern und ein etwas längerer besuch kündigt sich an. zwischen den caféstunden würde ich mir diesmal gerne den detailreichtum der gesichter der reinaissance ansehen, vom bode-museum mit genau so lässig wie auch lächerlichen wortspielen: "heisses pflaster" oder "harter knochen" angekündigt (irgendwie muss die jugend ja anscheinend angezogen werden, aha, méditation culturelle nennt man das ganze dann auf französisch. sicher, dass das publikum dann auch aus den richtigen gründen kommt?). 
                                         links: da vincis "dame mit dem hermelin", rechts: giovannis " bildnis eines jungen mannes", © SMB
es werden meister wie sandro botticelli, leonardo da vinci, giovanni bellini oder antonello da massina gezeigt und irgendwie passt es dann auch wieder gerade zum cliché berlin,s wenn die portraits wie eine personensuche nach hippen großstädtern aufgezogen werden müssen und der patrizier aus venedig zum "intelektuellen aus gutem hause" wird und dem besucher seine möglichen hobbys und lieblingszitate aufgezählt werden. das erinnert mich an die beschreibungen der "typischen" berliner kiezbewohner auf der seite sugarhigh, natürlich nur mit passwort zugänglich. hier gibt es dann beispielsweise den "kreuzköllner" oder den "digital bohemian". ich distanziere mich ausdrücklich von jeglichen verbindungen zu den renaissance-portraits

nach dem klassiker gefiele mir noch ein kleiner galerie-besuch. gestalten zeigt bis zum 11. september die solo-ausstellung der besonders durch sz- oder zeit-magazin auftritte bekannten künstlerin sarah illenberger. good weather präsentiert ihre monographien und viele der kleinen selbstgebastelten objekte, die illenberger herstellt. von der milchtüte, über die artischocke bis zur naturgetreuen lunge kann sie alles nachbasteln. hier gibt es eine kleine vorschau auf ihr bald erscheinendes buch bei gestalten. sie braucht anscheinend keine worte, alles kann irgendwie visualisiert werden. neben der bastelei hat mir jedoch diese "gemäldekorrektur" besser gefallen, das würde wahrschenlich heute aus dem portraitierten via photoshop passieren und es passt nun auch wieder zu den obigen gesichtern ... 
© Sarah Illenberger, via gestalten, buchvorschau
ein hochauf die großstadt (bei dem aktuellen kinoprogramm der stadt, in der ich mich gerade befinde, hege ich einen extra-groll auf kleinstädte, vielleicht besänftigt mich ein marktbesuch) ...


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